Klosterbibliothek von Maria Laach siedelt um

Neue Bleibe für Bücher

Wo vor 30 Jahren noch Milchvieh gemolken wurde, sollen demnächst Bücher stehen, mehrere Zehntausend Bände. Das Großprojekt im Benediktinerkloster Maria Laach mit einem voraussichtlichen Gesamtvolumen von rund 2,6 Millionen Euro müssen die Benediktiner aber nicht allein stemmen.

Autor/in:
Barbara Mayrhofer
 (DR)

Ein sonniger Herbsttag in der Eifel. Das Benediktinerkloster Maria Laach hebt sich vom strahlend blauen Himmel ab wie ein Postkartenmotiv. An der Klosterpforte öffnet sich die schwere Doppeltür. Pater Petrus tritt heraus. Der Leiter der klostereigenen Bibliothek macht sich auf den Weg zum Kuhstall.



Der Grund für das Bauvorhaben: Die bestehende Bibliothek platzt aus allen Nähten. Ihre Geschichte reicht weit zurück, bis ins Jahr 1093, dem Gründungsdatum der Abtei. Über Jahrhunderte vergrößerten die Mönche ihre Sammlung. Erst der Einmarsch der französischen Truppen unter Napoleon und die darauf folgende Säkularisierung setzten 1802 einen vorläufigen Schlusspunkt unter die Bibliotheksgeschichte. Die Spur der Bestände verlor sich über ganz Europa. Der Neuanfang: 1862 kamen die Jesuiten für kurze Zeit nach Maria Laach, legten ihrerseits eine Bibliothek an. Der Raum wurde von den Benediktinern nach ihrer Rückkehr 1892 übernommen und mit eigenen Bänden aufgefüllt.



Inzwischen ist Pater Petrus Herr über 240.000 Bücher. Sie stehen derzeit in der alten Jesuitenbibliothek, teils mitten im Raum auf meterhohen Metallregalen, teils im Kreuzgang und im benachbarten Lesesaal. Mit der Renovierung des Kuhstalls soll sich das nun ändern. Auch der dann von Regalen befreiten denkmalgeschützten Jesuitenbibliothek steht ein umfassender "Facelift" bevor. Die Bestände sollen zudem digitalisiert und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Rund 90.000 Bücher sind bereits erfasst.



Bis Sommer soll hier alles für den großen Umzug fertig sein

Die Aufmerksamkeit von Pater Petrus gilt nun erst einmal dem alten Kuhstall aus dem 19. Jahrhundert. Der wurde frei, weil sich die Mönche aus der Landwirtschaft zurückzogen. Von den Gerüsten der Bauarbeiter dröhnen Verkehrsnachrichten aus dem Radio; Baulärm hallt von dem ehrwürdigen Gemäuer wider. Ein wenig verloren wirkt der Mann in der schwarzen Mönchskutte zwischen all den Baufahrzeugen.



Das Kloster war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Zentrum der sogenannten Liturgischen Bewegung, die eine Erneuerung und Vertiefung des Verständnisses für den Gottesdienst unter den Gläubigen zum Ziel hatte und mit bedeutenden Namen wie dem zeitweilig im nahe gelegenen Bonn tätigen Theologen Romano Guardini (1885-1968) verknüpft ist. Maria Laach ist besonders stolz auf seine reichen Bibliotheksbestände zu dieser Reformströmung.



Natürlich gehören zu der Sammlung auch Handschriften und Folianten aus dem 15. Jahrhundert. Auch wenn derzeit manches in der alten Bibliothek in Kisten schlummert: Ein Hauch von Umberto Ecos Mittelalter-Roman "Der Name der Rose" erfüllt den hohen Raum, in dem eine schmiedeeiserne Wendeltreppe zu einer Zwischenetage mit weiteren Regalen führt. Zusammen mit dem Kuhstall soll die Jesuitenbibliothek künftig ein Ensemble bilden, in dem auch auswärtige Besucher auf Antrag lesen und forschen können.