Verschollenes Kirchenbuch wieder aufgetaucht

Sensationsfund im Erzbistum Freiburg

Für das Erzbistum Freiburg ist es ein Sensationsfund. Mehr als 30 Jahre lang galt das 400 Jahre alte Kirchenbuch als verschollen. Nun sind Ahnenforscher bei Düsseldorf auf das Register mit Einträgen zu Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen gestoßen. Wie es so lange verschwinden konnte, ist ein Rätsel.

 (DR)

"Das Kirchenbuch ist sehr gut erhalten, nur einzelne Seiten müssen restauriert und stabilisiert werden", sagte Archivdirektor Christoph Schmider über das Kirchenbuch aus St. Laurentius in Hemsbach. Das Register war dem "Verein für Computer-Genealogie" angeboten worden.  "Wir sind angerufen worden, dass man in einem Nachlass ein altes Buch gefunden habe und ob wir es wollten", berichtete Vereinsmitglied Marie-Luise Carl. Aufgrund von Fotos sei schnell klar gewesen, um was für einen Fund es sich handelte. "Solche Bücher sind Kircheneigentum und kein Privatbesitz. Deswegen haben wir es gegen einen Finderlohn angenommen und sind froh, es dem rechtmäßigen Besitzer wieder zurückgeben zu können", sagt Carl. Sie brachte das Buch persönlich von Erkrath bei Düsseldorf nach Freiburg.



Taufen, Ehen und Bestattungen von 1649 bis 1729

Wie das Kirchenbuch aus Hemsbach verschwunden ist und welche Wege es genommen hat, kann sie indes nicht mehr nachvollziehen. "Vielleicht hat es sich eine Privatperson ausgeliehen und dann vergessen, es zurückzubringen", so Carl. Das Kirchenbuch umfasst mehr als 500 handbeschriebene Seiten aus sogenanntem Hadernpapier (hergestellt aus Textilabfällen bzw. Lumpen). Es besteht aus mehreren unterschiedlichen Büchern, die erst nachträglich zu einem Buch zusammengebunden wurden, das wahrscheinlich im 19. Jahrhundert einen neuen Einband erhalten hat. Das Buch enthält Einträge über Taufen, Eheschließungen und Bestattungen von 1649 bis 1729.



Der Hemsbacher Pfarrer Winfried Wehrle freut sich sehr, dass das Kirchenbuch wieder in der Obhut von Fachleuten ist. "Damit ist sichergestellt, dass diese alten Aufzeichnungen noch lange erhalten bleiben und auch künftige Generationen ihre Wurzeln ergründen können." Der Pfarrer, der seit 2008 in Hemsbach ist und sich auch für historische Vorgänge interessiert, erinnert sich in diesem Zusammenhang gern an das Wort Jesu: "Wer ein Jünger des Himmelreiches geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat neues und altes hervorholt (Mt 13,52.)



Wenngleich das Kirchenbuch als verschollen galt, waren die darin enthaltenen Daten dennoch als Mikrofilm im Erzbischöflichen Archiv jederzeit verfügbar. "Die Kirchenbücher der Gemeinden im Erzbistum Freiburg befinden sich in der Regel in den Pfarrarchiven vor Ort. Nur ein kleiner Teil dieser historischen Schätze lagert im zentralen Archiv in Freiburg", erklärt Archivdirektor Schmider.