Piusbrüder sehen offenbar Scheitern der Gespräche mit Rom

Kein gemeinsamer Nenner

Die Piusbruderschaft geht offenbar von einem Scheitern ihrer Gespräche mit Rom aus. Der deutsche Distriktobere Franz Schmidberger machte dafür in einem jetzt veröffentlichten Video auf der Homepage der Traditionalisten einen "Nachschub an Forderungen" seitens des Vatikan verantwortlich.

 (DR)

Bei einem Treffen am 13. Juni zwischen dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, und dem Generaloberen der Bruderschaft, Bernard Fellay, habe Rom eine Erklärung vorgelegt, die die Piusbruderschaft vor ein Problem stelle: Dabei gehe es einerseits um die Anerkennung der neuen Liturgie und andererseits um die grundsätzliche Anerkennung, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ungebrochen in der Reihe aller Konzilien und Lehraussagen der katholischen Kirche stehe. "Und das geht wirklich nicht", so Schmidberger.



Es gebe nicht zu leugnende Brüche, führt der Distriktobere aus. Die sogenannte Hermeneutik der Kontinuität sei falsch; der theologische Begriff, der das Zweite Vatikanum in die Linie der katholischen Tradition stellt, stammt vom einstigen Konzilstheologen Joseph Ratzinger und heutigen Papst Benedikt XVI. Wenn es eine Einigung geben solle, müsse Rom von diesen Forderungen abgehen.



Kritik an Bischof Müller

Schmidberger gab an, die Piusbruderschaft habe sich nach der Vorlage des Papiers unmittelbar an den Papst mit der Frage gewandt, ob diese Forderungen auf ihn zurückgingen. Dies habe Benedikt XVI. bestätigt. Der Distriktobere wertete dies als "Umschwung".



Das Generalkapitel der Traditionalisten hat sich nach Schmidbergers Worten bei seiner jüngsten Versammlung im schweizerischen Econe auf drei Punkte geeinigt, die von Rom "unbedingt erbeten" werden müssten. So müssten "Irrtümer des Konzils" weiter an den Pranger gestellt werden dürfen. Zweitens müsse die Piusbruderschaft ausschließlich die vorkonziliaren liturgischen Bücher von 1962 benutzen dürfen; drittens müsse in der Bruderschaft immer ein Bischof aus den eigenen Reihen seinen Platz haben. Massive Kritik übte Schmidberger erneut am Leiter der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, und an der Ökumene mit den protestantischen Kirchen.



Zu Gerüchten um den Holocaust-Leugner Richard Williamson äußerte sich Schmidberger nicht. Der Traditionalistenbischof war von den Beratungen des Generalkapitels im Juli zeitweise ausgeschlossen worden.