Vatikan zieht Klage gegen "Titanic" zurück

Neue Taktik

Der Vatikan zieht die Klage gegen das Satiremagazin "Titanic" zurück. "Nach eingehenden Beratungen ist der Heilige Stuhl zur Entscheidung gelangt, eine Rücknahme des Antrags auf einstweilige Verfügung gegen den Titanic Verlag zu veranlassen", teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn unter Berufung auf eine Erklärung des Staatssekretariats des Apostolischen Stuhls mit.

 (DR)

Zugleich würden "weitere rechtliche Maßnahmen geprüft, um Angriffen auf die Würde des Papstes und der katholischen Kirche wirksam zu begegnen", heißt es in der Erklärung. Vor der Pressekammer des Landgerichts Hamburg sollte am Freitag die mündliche Verhandlung über das Titelbild der Juli-Ausgabe von "Titanic" stattfinden. Das Cover zeigte Papst Benedikt XVI. mit einem großen gelben und einem braunen Fleck auf der Soutane. Auf dem Titel hieß es in Anspielung auf den Skandal um den Verrat von internen Vatikan-Dokumenten: "Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden!".



"Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer sagte in einer ersten Reaktion, er sei nicht überrascht, dass "der Papst einknickt". Die Päpste seien in der europäischen Literatur schon weit heftiger kritisiert worden, etwa in Dantes Göttlicher Komödie. Fischer kündigte an, die "Titanic"-Redaktion werde am Freitag vor dem Gebäude des Hamburger Landgerichts die Restauflage der umstrittenen Ausgabe der Satirezeitschrift kostenlos verteilen. In der nächsten Ausgabe der Satire-Zeitschrift werde das Thema erneut aufgegriffen.



Der Papst persönlich hatte eine einstweilige Verfügung erwirkt, weil er sich durch die Abbildungen in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlte. Er hatte damit weltweite Aufmerksamkeit erreicht. Das Landgericht verbot Mitte Juli in einer einstweiligen Verfügung die weitere Verbreitung des Titelfotos. Dagegen wiederum legte die Zeitschrift Widerspruch ein. Schon zuvor war diese "Titanic"-Ausgabe ausverkauft.



Beim Deutschen Presserat gingen bislang rund 175 Beschwerden gegen das "Titanic"-Titelbild ein. Begründet würden sie mit der Verletzung von Persönlichkeitsrechten des Papstes, einer Verletzung der Würde des Amtes sowie der Schmähung religiöser Gefühle, sagte eine Sprecherin des Selbstkontrollorgans der Presse. Das Gremium wird sich am 27. September damit befassen.