Zehn Jahre nach dem Schulmassaker von Erfurt

Stille Momente des Gedenkens

Mit einem bewegenden Gedenken am Erfurter Gutenberg-Gymnasium haben am Donnerstag mehrere hundert Menschen die Opfer des Amoklaufs an der Schule vor zehn Jahren geehrt. Die Bluttat vom 26. April 2002 habe Lebenswege "sinnlos zertrennt", sagte Schulleiterin Christiane Alt an der Gedenktafel für die Toten.

 (DR)

Jener Tag sei in das kollektive Gedächtnis der Stadt eingegangen als "Tag des Entsetzens und des Unvermögens", das Geschehene zu begreifen, sagte die Schulleiterin. In den vergangenen zehn Jahren hätten die Angehörigen der Opfer ebenso wie die Tatzeugen und Freunde lernen müssen, mit diesem Teil ihrer Biografie zu leben. Der Jurist Harald Dörig vom Schul-Förderverein kritisierte das Waffenrecht für Sportwaffen, das nach wie vor die Aufbewahrung tödlicher Waffen in Privatwohnungen ausdrücklich erlaube.



Nach Erfurt "hatte das bald Folgen", sagte Döring unter Hinweis auf das Schulmassaker vom 11. März 2009 in Winnenden. Ehemalige Schülerinnen und Schüler schilderten während der Gedenkveranstaltung ihren persönlichen Umgang mit dem Ereignis vor zehn Jahren. Als Kinder und Jugendliche der heutigen Schülergeneration ihre Lebenswünsche vortrugen, stiegen als Symbole der Zuversicht weiße Luftballons in den Himmel. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) und weitere Landespolitiker legten Kränze und Blumen nieder.



Begonnen hatte der Gedenktag in der Thüringer Landeshauptstadt mit einem fünfminütigen Geläut der Erfurter Kirchenglocken. Nach der einstündigen Veranstaltung an der Schule stand die evangelische Andreaskirche nahe des Tatorts als Ort des Gedenkens und der Trauer zur Verfügung. In der Kirche hatten sich unmittelbar nach dem Massaker mehrere hundert Menschen zu Gebeten versammelt. Seither erinnern neben dem Altar Kerzen, Blumen und persönliche Botschaften an das Geschehen.