Kasper: Kirche in Deutschland jammert auf hohem Niveau

Das Ende der Volkskirche

Kurienkardinal Walter Kasper hat der katholischen Kirche in Deutschland vorgeworfen, auf hohem Niveau zu klagen. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts gehe es ihr weit besser als fast allen anderen Ortskirchen der Welt, sagte der langjährige Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen am Montagabend in Würzburg. Trotzdem werde geklagt.

 (DR)

Kasper forderte daher eine spirituelle wie strukturelle Veränderung der Kirche. "Mit Freude an der Kirche werden wir fragende und suchende, junge wie ältere Menschen neu anziehen und geistliche Heimat für sie sein."



Die deutschlandweite Veränderung hin zu Großpfarreien nannte Kasper zugleich "Sterbeprozess und Geburtsvorgang". Zwar ließen etwa in Stuttgart nur zehn Prozent der katholischen oder evangelischen Eltern ihre Kinder taufen. Großpfarreien in Deutschland bedeuteten aber nicht Ausdünnung, sondern könnten zu Gemeinschaften und Basisgemeinden führen, wie es sie bereits in Afrika oder Lateinamerika gebe. "Wir werden in Westeuropa sozusagen auf kirchliches Normalmaß gebracht."



Qualität wichtiger als die Quantität

Die Volkskirche werde damit zu Ende gehen, räumte Kasper weiter ein. Für einen gesellschaftlichen Einfluss sei jedoch die Qualität wichtiger als die Quantität. Die Kirche müsse sich von innen, "aus ihren Quellen" erneuern. Auch könne sie nur als eine einfache Kirche für die Armen da sein. Das sei eine Frage des Lebensstils der Bischöfe, Priester und Diakone in Deutschland. Sakramente dürften außerdem nicht zur "billigen Schleuderware" gemacht werden.



Im ökumenischen Dialog schließt Kasper Anpassung genauso aus wie eine Wagenburgmentalität. Die Kirchen dürften sich nicht zu sehr auf die Eucharistiegemeinschaft fixieren. Den interreligiösen Dialog nannte er die einzige Alternative zu Gewalt und Zusammenstößen zwischen Kulturen, Ethnien und Religionen. Christen würden heute weltweit am meisten verfolgt. Gerade darum aber sei Hoffung angesagt. "Denn das Blut der Märtyrer war schon immer der Same neuer Christen." - Kasper äußerte sich beim Oasentag für Priester, Diakone und Priesteramtskandidaten in Würzburg, wie das dortige Bistum mitteilte.