Erster katholischer Facebook-Gottesdienst

"Der Heilige Geist weht auch im Internet"

Kirche auf neuen Wegen: Am Palmsonntag luden domradio.de, katholisch.de und die katholische Fernseharbeit zum Facebook-Gottesdienst aus dem Kölner Maternushaus ein. Im Interview erklärte vorher Pfarrer Dietmar Heeg, wie sich die Menschen über das soziale Netzwerk in die Andacht einbringen können.

Facebook-Gottesdienst in Köln: Ein gelungener Versuch (DR)
Facebook-Gottesdienst in Köln: Ein gelungener Versuch / ( DR )

Frage: Pfarrer Heeg, ein Gottesdienst auf Facebook, Facebook im Gottesdienst: Was planen sie genau?

Heeg: Geplant ist ein Wortgottesdienst, eine klassische Andacht, eben nur auf Facebook. Wir nutzen Facebook als ein Medium, um den Gottesdienst zu den Menschen zu bringen. Wir laden sie ein, diesen Gottesdienst mitzufeiern.



Frage: Also soll es nicht so sein, dass die Gottesdiensteilnehmer vor Ort permanent mit ihren Handys beschäftigt sind?

Heeg: Die Menschen in der Kapelle im Kölner Maternushaus feiern den Gottesdienst einfach so mit. Die Menschen, die zu Hause an ihren Computern sitzen, sind eingeladen, mit den Menschen vor Ort zu feiern, so dass wir eine Kombination aus realer und virtueller Gemeinde bilden. Wer auf die Facebook-Seiten aller Partner klickt, kann den Gottesdienst in einem Stream verfolgen und sich über einen Chat aktiv einbringen. Man kann Gebetsvorschläge machen, Fürbitten formulieren, aber auch aktiv in meine Predigt eingreifen. Ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen, die Anliegen der User dann in die Ansprache einzubringen.



Frage: Wenn jetzt Kritik laut wird, dass eine solche Aktion wieder nur ein verzweifelter Versuch der Kirche sei, Menschen für Gottesdienste zu begeistern, wie würden Sie darauf reagieren?

Heeg: Es ist ja nicht anrüchig, Menschen für Gottesdienste zu begeistern, oder? Die Kirche hat immer schon moderne Technik genutzt. Der Buchdruck war erfunden und ruckzuck war die Bibel gedruckt erhältlich. Der Vatikan gehörte zu den ersten Institutionen mit einem eigenen Hörfunksender - und die vatikanische Internetseite war unter Papst Johannes Paul II. schon online, als manche Bistümer noch nichts vom Internet gehört hatten. Ich glaube, die Kirche tut gut daran, immer wieder die modernen Medien zu suchen und für die Verkündigung der frohen Botschaft zu nutzen. Ich bin mir sicher, wenn Jesus heute leben würde, hätte er auch ein Facebook-Profil. Er würde seine Botschaft darüber verbreiten, um mit den Menschen interaktiv ins Gespräch kommen.



Frage: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen, heißt es im Matthäus-Evangelium. Gilt das auch, wenn zwei oder drei in Jesu Namen online zusammenkommen?

Heeg: Natürlich. Wir feiern ja auch Fernsehgottesdienste, bei denen die Menschen an den Geräten nicht einfach nur Zuschauer, sondern Mitfeiernde sind. Der päpstliche Segen "Urbi et orbi" gilt auch für die Menschen, die ihn über Radio, Fernsehen und Internet empfangen. Das wird an Weihnachten und Ostern von einem Kardinal vorher auf der Loggia des Petersdoms mitgeteilt. Es kommt auf die Gesinnung des Empfangenden an, das heißt, ob man den Segen Gottes wirklich empfangen will. Also: Warum sollte sich Gemeinde nicht auch online bilden? Der Heilige Geist weht auch im Internet.



Frage: Wenn sich Kirche mehr und mehr ins Internet verlagert, kann es dann irgendwann so kommen, dass Priester in leeren Gotteshäusern nur noch in eine Webcam zu Menschen vor Bildschirmen predigen?

Heeg: Es gilt, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen. Priorität hat immer die Gemeinde vor Ort und die direkte Seelsorge. Es ist wichtig, Menschen da zu treffen, wo ich als Priester tätig bin. Allerdings muss man auch die anderen Chancen nutzen. Ich glaube, jeder Pfarrer und Hauptamtliche in der Kirche tut gut daran, die neuen Medien zu nutzen, um Menschen zu erreichen. Auch ein Facebook-Gottesdienst kann gemeinschaftsbildend sein.



Frage: Was muss passieren, dass Sie nach dem Gottesdienst sagen, er war ein Erfolg?

Heeg: Das Ganze ist zunächst ein Experiment. Ich freue mich, wenn Menschen sich per Facebook einbringen. Es geht dabei gar nicht so sehr um die Quantität, sondern um die Qualität. Die Menschen sollen sich ernstgenommen fühlen und sich von dem Wortgottesdienst berühren lassen.



Hinweis: Der Facebook-Gottesdienst wird am Sonntag, 01. April, ab 17 Uhr im Maternushaus Köln, Kardinal-Frings-Straße 1-3, gefeiert. Auf Facebook kann er über die Seiten von katholisch.de , der katholischen Fernseharbeit und von domradio.de jeweils über den Tap "Live mit Chat" verfolgt werden.



Das Interview führte Christoph Meurer