Neuer deutscher Ethikrat vollständig

"Abbild zunehmender Vielfalt"

Der neue Ethikrat ist vollständig benannt. Nach dem Bundestag nominierte nun auch die Bundesregierung ihre Kandidaten für die neue Berufungsperiode: Unter den sechs neuen Mitgliedern sind mit Leo Latasch und Ilhan Ilkilic erstmals auch Stimmen jüdischen und muslimischen Glaubens vertreten.

 (DR)

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) betonte, dass die Berufung auch die "zunehmende Vielfalt der Gesellschaft in Deutschland abbilden soll". Bundestagspräsident Norbert Lammert muss den Rat nun noch offiziell berufen. Die konstituierende Sitzung mit der Wahl des neuen Vorstandes soll am 26. April stattfinden.



Dem Rat gehören 26 Personen an, die naturwissenschaftliche, medizinische, theologische, philosophische, ethische, soziale, ökonomische und rechtliche Belange in besonderer Weise repräsentieren. Sie werden je zur Hälfte vom Parlament und der Bundesregierung bestimmt und können nur einmal wiederberufen werden.



Latasch ist Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Frankfurt am Main und Direktoriumsmitglied des Zentralrates der Juden. Ilkilic ist Mediziner und Philosoph an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Zudem berief die Bundesregierung den Medizin-Ethiker Thomas Heinemann von der Theologischen Hochschule Vallendar, die Rechtswissenschaftler Silja Vöneky von der Universität Freiburg und Reinhard Merkel von der Universität Hamburg sowie die Neurowissenschaftlerin Katrin Amunts vom Forschungszentrum Jülich.



Katholiken weiter an Bord

Für eine zweite Berufungsperiode vorgesehen sind die bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden des Ethikrates, die Kölner Medizin-Ethikerin Christiane Woopen und der Katholische Freiburger Theologe Eberhard Schockenhoff sowie der Essener Mediziner Eckard Nagel, der Autor und Behinderten-Vertreter Peter Radtke sowie der Mannheimer Gesundheitsrechtler Jochen Taupitz. Die Amtszeiten von Altbischof Wolfgang Huber sowie der Würzburger Medizinerin Heike Walles laufen weiter, da sie in der laufenden Berufungsperiode nachnominiert wurden.



Schavan zeigte sich überzeugt, dass die elf "herausragenden Persönlichkeiten, die mit ethischen Fragen der Lebenswissenschaften in besonderer Weise vertraut sind, den interdisziplinären und interkulturellen Dialog zu bioethischen Fragestellungen bereichern werden".



Der Bundestag hatte seine Kandidaten bereits zuvor benannt. Für die CDU/CSU-Fraktion soll erneut der Augsburger katholische Weihbischof Anton Losinger dem Gremium angehören. An neuen Mitgliedern nominierte die Unionsfraktion die ehemalige Münchner Landesgerichtspräsidentin Constanze Angerer, den in Nürnberg-Erlangen lehrenden evangelischen Theologen und Ethiker Peter Dabrock, den Kölner Staatsrechtler Wolfram Höfling und die Berliner Medizinerin Elisabeth Steinhagen-Thiessen.



Nachfolgegremium des Nationalen Ethikrates

Die SPD-Fraktion bestätigte Wolf-Michael Catenhusen und Michael Wunder im Amt und nominierte als neues Mitglied die Göttinger Professorin für Ethik und Geschichte, Claudia Wiesemann. Die FDP-Fraktion bestätigte Edzard Schmidt-Jortzig und entsandte den ehemaligen FDP-Justizminister in Rheinland-Pfalz, Herbert Mertin, als neues Mitglied. Die Fraktion Die Linke bestätigte Frank Emmrich und nominierte erstmals die Medizinerin Christiane Fischer. Für die Grünen-Fraktion soll Ulrike Riedel weiterhin einen Sitz im Ethikrat erhalten.



Der Deutsche Ethikrat wurde als Nachfolgegremium des Nationalen Ethikrates im April 2008 erstmals konstituiert. Er soll Stellungnahmen sowie Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches Handeln erarbeiten, die Öffentlichkeit informieren und Diskussionen in der Gesellschaft fördern sowie mit vergleichbaren internationalen Gremien zusammenarbeiten.