Bischof Müller verteidigt Forderung des Papstes nach Entweltlichung

Ein Missverständnis

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller stellt sich hinter die Forderung von Papst Benedikt XVI. nach einer Entweltlichung der Kirche. Die Aussage aus der Freiburger Rede beim Deutschlandbesuch des Papstes im vergangenen Jahr sei als Ablehnung einer Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche missverstanden worden, sagte Müller am Mittwochabend in Rom.

 (DR)

Auch habe der aus Deutschland stammende Papst nicht die Aufgabe des Eigentums der Kirche verlangt, betonte Müller bei der Vorstellung des jüngsten Bandes gesammelter theologischer Schriften des Papstes in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Das Eigentum sei für soziale, karitative und Bildungseinrichtungen der Kirche nötig. Der Papst habe die Gläubigen in Freiburg vielmehr aufgerufen, "inmitten der Ordnungen dieser Welt die neue Kraft des Glaubens gegenwärtig zu setzen als ein Element der Verwandlung", sagte Müller mit einem Zitat des damaligen Theologieprofessors Joseph Ratzinger und heutigen Papstes von 1971.



Milderung der Not und des Leids

Der Papst begreife die karitative Tätigkeit der Kirche als ein Element der Verkündigung, das zum Wesen der Kirche gehöre. Demnach sei ein "Beitrag der Kirche zur Entweltlichung eben auch die Milderung der Not und des Leids der Menschen".



Bei einem anschließenden Empfang vermied es der Regensburger Bischof, zu Spekulationen um seine mögliche Berufung an die vatikanische Kurie durch den Papst Stellung zu nehmen. Mit den Worten, Rom und Regensburg seien schöne Städte, wich der 64-Jährige einer Aussage über seine persönliche Zukunft aus. In Kurienkreisen gilt er weiterhin als ein Kandidat für das Amt des Präfekten der Glaubenskongregation sowie des Leiters der Vatikanbibliothek. Während Müller in Deutschland als konservativ gilt, wird er im Vatikan wegen seiner Haltung zur Ökumene und zur Befreiungstheologie eher als fortschrittlich beurteilt.