Belgischer Dechant zum schweren Busunglück in der Schweiz

Reden und begleiten

Sie hatten unbeschwerte Skiferien, aber kamen nicht mehr nach Hause: Bei einem Busunglück in der Schweiz sind 22 Kinder aus Flandern gestorben. In Belgien herrschen Trauer und Verzweiflung. Im domradio.de-Interview spricht Jean Pohlen, Dechant des belgischen Dekanates St. Vith über das Unglück. Die Kirche in Belgien werde für Opfer und Familien beten und für Gespräche bereitstehen.

 (DR)

domradio.de: Wie gehen die Belgier bislang mit dem Unglück um?

Dechant Jean Pohlen: Jeder spricht natürlich davon. Ich hatte gerade eine Gruppe von Kommunionkindern und sie hatten das von den Eltern erzählt bekommen. Das ist schon ein großer Schock. Wir hatten jetzt am Wochenende sowieso zwei schwierige Sachen, einmal eine Moschee, die angezündet worden ist, wo der Imam starb und ein Amokfahrer, der vor dem königlichen Palais in eine Wachtruppe hineingefahren ist, also wir sind in letzter Zeit nicht sehr verwöhnt.



domradio.de: Im Dezember erst gab es den schrecklichen Amoklauf in Lüttich, bei dem es viele Opfer gegeben hat. Was bedeutet das erneute Unglück für Ihr Land?

Dechant Pohlen: Ich denke, dass über alle Differenzen hinweg die Leute sich doch in der Trauer einigen. Wir haben bei dem Busunglück eine Schule aus der Provinz Limburg, das sind ja Flamen und der andere Teil, das waren welche aus dem Brabant, das sind teilweise auch Frankophone dabei. Ich denke, dass die Trauer jetzt beide Sprachgruppen betrifft und dass auch die Reaktionen dementsprechend sind. Ich habe auch gehört, dass der Bischof von Hasselt schon in der Schule gewesen ist, um die Geschichte mit ihnen zu besprechen. Ich denke, dass wir jetzt alle aufgerufen werden, in den Gottesdiensten für die Opfer und auch für die Familien zu beten.



domradio.de: Die Angehörigen werden von Psychologen und Notfallseelsorgern betreut, aber was kann ein Seelsorger in einer solch schrecklichen Situation überhaupt tun?

Dechant Pohlen: Ich habe einen Seelsorger in den Nachrichten gehört, der sagte, wir können einfach nur dabei sein, die Leute reden, weinen oder schreien lassen. Aber viel tun in dem Sinne können wir nicht, aber wir können begleiten und die Busse, die jetzt heruntergefahren sind oder die Flugzeuge mit den Eltern, manche wissen ja gar nicht, ist ihr Kind verletzt oder ist ihr Kind bei den Todesopfern, in diesen Bussen sind schon all diese Begleiter. Die ganz schwierige Sache ist danach, wenn alle wieder zurück sind, wenn die Körper hier in Belgien ankommen.



domradio.de: Was kann in dieser Situation die Kirche in Belgien tun?

Dechant Pohlen: Ich glaube, dass wir wirklich diese Sache aufgreifen, im Gebet heute Abend schon  und in den kommenden Tagen und am Wochenende. Und dass wir auch wo Kinder - wie heute mit den Kommunionkindern -  dass wir darüber reden können und dass es immer möglich ist, dass solche Dinge passieren. In unserem Land fahren ja viele nach Österreich oder in die Schweiz in den Wintermonaten, um dort Skischulstunden zu haben. Ich denke, dass viele Leute betroffen sind, die Kinder in dem Alter haben. Aber diese Busunternehmen machen das jedes Jahr, die sind darauf spezialisiert. Das ist also unverständlich, was da passiert ist. Ich schätze, dass die Kameras, die Videoaufnahme von dem Tunnel etwas ergeben können, was da genau vorgefallen ist. Ich denke, dass wir einfach hellhörig sind, wo Menschen, Kinder, Jugendliche darüber reden möchten und das Gebet und die öffentliche Organisation von Trauerfeiern werden natürlich stattfinden.



Das Interview führte Mathias Peter, domradio.de