Mahnwache für bedrohten iranischen Pastor

"Ein Schritt ins finstere Mittelalter"

Vor der iranischen Botschaft in Berlin haben am Donnerstag Menschenrechtler und Politiker auf den Fall des im Iran zum Tode verurteilten Pastors Youcef Nadarkhani aufmerksam gemacht.

 (DR)

"Es ist erschütternd, dass Pastor Nadarkhani sein Menschenrecht auf Religionsfreiheit, das in Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen fest verankert ist, verweigert wird", sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe bei Mahnwache. Zur Aktion hatte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) aufgerufen.



Gröhe, der politische Pate von Pastor Nadarkhani im Patenschaftsprogramm der IGFM ist, sagte zuvor dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wir müssen Hinweise, wonach die Hinrichtung vorbereitet wird, sehr ernst nehmen." Zwar könne man nicht einschätzen, welchen Einfluss öffentlicher Protest auf die iranische Regierung habe, aber wir "dürfen nicht darin nachlassen, uns für seine Freilassung einzusetzen". Nadarkhani war wegen seines Glaubenswechsels zum Christentum zum Tode verurteilt worden.



Es wäre "ein Schritt ins finstere Mittelalter", wenn wegen eines vermeintlichen Glaubensabfalls eine Hinrichtung vollzogen wird, warnte Gröhe. Der Staat Iran müsse seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen und dürfe das Völkerrecht nicht brechen. Der Iran habe den internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte ratifiziert, "darin ist die Religionsfreiheit enthalten". Eine Vollstreckung des Todesurteils gegen Nadarkhani würde zudem eine weitere dramatische Erschwernis der ohnehin belasteten Beziehungen zwischen dem Iran und Deutschland nach sich ziehen.



Über 34.000 Menschen beteiligt

Der menschenrechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Christoph Strässer, erklärte in Berlin: "Wir appellieren an den Obersten Gerichtshof Irans, der Vollstreckung des Todesurteils nicht zuzustimmen." Das Christentum sei eine vom Islam anerkannte Buchreligion. Ein Wechsel zum Christentum könne daher "kein Kapitalverbrechen darstellen, das mit dem Tod bestraft wird". Der Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages habe sich bereits vor Wochen in einer öffentlichen Erklärung für Nadarkhani eingesetzt und an die iranische Regierung gewandt.



In den vergangenen Tagen hatten sich zahlreiche prominente Politiker weltweit für den 34-jährigen Geistlichen einer protestantischen Freikirche eingesetzt. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte forderte am Donnerstag die Regierungschefs der EU-Staaten auf, sich für den iranischen Pastor zu engagieren. In Deutschland haben sich den Angaben zufolge bereits über 34.000 Menschen an der Kampagne der IGFM für die Freilassung des Pastors beteiligt.



Nach Angaben der Menschenrechtsgesellschaft konvertierte Nadarkhani mit 19 Jahren vom Islam zum Christentum. Bereits seit 2001 ist er Pastor in einem Netzwerk von Hauskirchen, zu der auch die Freikirche "Church of Iran" gehört, einer der größten Hauskirchen im Iran. Zudem war er bis zu seiner Verhaftung Gemeindeleiter einer 400 Mitglieder großen Gemeinde.