Notfallseelsorger bewertet Sauerland-Abwahl positiv

"Zeichen für Opfer und Angehörige"

Die Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland ist nach Einschätzung des rheinischen Landespfarrers für Notfallseelsorge ein wichtiges Signal für die Angehörigen der Loveparade-Opfer. Damit könne das Unglück auch in Duisburg aufgearbeitet und in das Gedächtnis der Stadt integriert werden.

 (DR)

"Dieses Zeichen ist für Opfer, Angehörige und verletzte Überlebende von kaum zu überschätzender Bedeutung", sagte der evangelische Theologe Uwe Rieske am Montag im WDR. Die Angehörigen der Opfer und die verletzten Überlebenden des Loveparade-Unglücks von Juli 2010 hätten unter dem Eindruck gelitten, dass die Spitze der Stadt ihr Schicksal nicht wahrnehme, erläuterte Rieske. Es sei vor allem um die Reaktionen nach der Katastrophe gegangen, etwa um den Umgang mit den Angehörigen und Verletzten. "Man hat 300.000 Euro in ein Gutachten investiert, das die Schuld der Stadt Duisburg negieren sollte, aber an dieser Stelle haben viele sehr viel vermisst."



Die Trauer der Angehörigen wird nach Einschätzung Rieskes auch mit Sauerlands Abwahl nicht enden. "Eltern, die ihre Kinder verloren haben, werden diese Lücke, diesen Verlust ein Leben lang spüren, und zwar täglich", sagte der Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland. Viele Überlebende seien noch immer traumatisiert. Bei Ereignissen, die sie an die Loveparade-Katastrophe erinnerten, erlitten einige unkontrollierte Panikattacken.



Begleitung Betroffener hält an

Die Notfallseelsorge werde Angehörige und Überlebende auch mehr als eineinhalb Jahre nach dem Unglück weiterhin begleiten, kündigte Rieske an. Ab März soll es eine Selbsthilfegruppe der traumatisierten Verletzten geben. Zudem werden weiterhin Treffen angeboten, bei denen Betroffene zusammenkommen. Seelsorger begleiten Angehörige bei Anlässen, die an die Loveparade erinnern. Außerdem engagiere sich die Seelsorge gemeinsam mit Angehörigen bei der Gestaltung des Unglücksortes, sagte Rieske.



Sauerland war vor allem für seinen Umgang mit der Katastrophe kritisiert worden. Er hatte sich bis zum Schluss dagegen gesträubt, politische Verantwortung zu übernehmen, und sich erst ein Jahr nach dem Unglück bei den Opfern entschuldigt. Bei der von der Stadt Duisburg genehmigten Techno-Party am 24. Juli 2010 waren in einem dichten Gedränge 21 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 500 wurden verletzt.