Das Familienbild wandelt sich weiter

Schlüsselkind und zufrieden dabei

Jahr für Jahr liefert die Bundesregierung Zahlen rund um die Familie – und zeichnet ihr Bild im Wandel der Zeit. Eine Erkenntnis für 2011: Das "Schlüsselkind" ist zur Normalität geworden, stellt der Familienbund der Katholiken fest - und kritisiert, dass eine Baustelle noch immer besteht.

 (DR)

Nur jede fünfte Mutter sei laut dem am Montag in Berlin vom Bundesfamilienministerium veröffentlichten Familienreport 2011 im zurückliegenden Jahr der Meinung gewesen, Familie und Beruf ließen sich wirklich gut vereinbaren, stellt Claudia Hagen, Bundesgeschäftsführerin des Familienbundes, im Interview mit domradio.de fest. "Das ist noch eine große Baustelle der Familienpolitik." Hier müsse noch viel getan werden.



Dass die meisten Kinder zufrieden mit der Berufstätigkeit ihrer Mutter seien, sei ein "positives Zeichen", so Hagen. Es sei normal geworden, dass beide Elternteile arbeiten, "nicht wie früher, als Kinder sich als Schlüsselkind stigmatisiert fühlten".



Negativ sei dagegen, dass die meisten Väter nach wie vor nicht genügend Zeit mit ihren Eltern verbringen könnten. Hier sieht der Familienbund der Katholiken die Wirtschaft in der Verantwortung: Denn zufriedene Eltern seien zufriedene Arbeitskräfte. "Es hat niemand was davon, wenn Familien unter dem Druck der Arbeitswelt zusammenbrechen", stellt Claudia Hagen fest und fordert deshalb, den Zeitwünschen von Eltern entgegenzukommen.



Familienreport 2011

Laut Familienreport verliert die Rollenverteilung mit dem Mann als Alleinverdiener weiter an Bedeutung. Demnach sind in 52 Prozent aller Familien beide Elternteile berufstätig. Die große Mehrheit von ihnen hat sich für die Aufteilung Vater-Vollzeit und Mutter-Teilzeit entschieden. Grundsätzlich seien Mütter und Väter damit zufrieden.



Viele wollten allerdings ihre Wochenarbeitszeit verkürzen. Als Ideal betrachtet die Mehrheit eine Arbeitszeit von 25 bis 35 Stunden pro Woche. Das traditionelle Rollenmodell, wonach der Mann als Alleinverdiener für die Familie sorgt, während sich die Mutter als Hausfrau weitgehend allein um die Kindererziehung kümmert, "wird zusehends kleiner", heißt es im Familienreport.



Die Kinder stehen laut Report der Berufstätigkeit ihrer Eltern positiv gegenüber. Sie sähen klar, dass sie ihnen materielle Sicherheit bringe. Ein Teil der Kinder beklagt demnach als Schattenseite der Berufstätigkeit Anspannung und Ungeduld der Eltern. "Aus Sicht der Kinder nehmen sich Mütter unter der Woche zu 80 Prozent viel beziehungsweise genügend Zeit für ihre Kinder, Väter kommen dagegen nur auf 44 Prozent", heißt es im Familienreport. Am Wochenende gelingt es nach Meinung der Kinder den Vätern immerhin zu 84 Prozent, genug Zeit mit ihnen zu verbringen. Die Mütter haben mit 94 Prozent aber auch samstags und sonntags die Nase vorn.



Im Jahr 2011 sind dem Familienreport zufolge die Kinderwünsche gestiegen. Von den Kinderlosen sagen demnach 53 Prozent, dass sie bestimmt einmal Kinder haben wollen. "Vielleicht" meinen 28 Prozent. Im Jahr 2008 hatten nur 43 Prozent der Männer und Frauen ohne Nachwuchs einen festen Kinderwunsch geäußert.