Wohlfahrtsverbände sehen nach erster Skepsis den Bundesfreiwilligendienst auf gutem Weg

26.000 Bufdis für Deutschland

Der Bundesfreiwilligendienst wird überraschend gut angenommen und gilt ein halbes Jahr nach seiner Einführung bereits als Erfolg. "Dass wir jetzt zur Jahreswende schon über 26.000 Verträge abgeschlossen haben, damit hätte ich wirklich im Traum nicht gerechnet", sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverband, im domradio.de-Interview. Bei der Einführung des neuen Freiwilligendienstes hatte es noch Kritik gehagelt.

 (DR)

Wohlfahrtsverbände hatten zunächst befürchtet, dass der Freiwilligendienst nur schleppend anlaufen würde. Zunächst hätten Bewerber gefehlt. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband hatte mit viel weniger Freiwilligen bis zum Jahresende gerechnet. "Wir wussten, dass es ein Erfolg wird, nur sind wir davon ausgegangen, dass diese außerordentlich guten Zahlen sich erst Mitte nächsten Jahres einstellen werden", sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverband am Mittwoch im domradio.de-Interview.

Zweifel bei der Auszahlung des Kindergeldes seien ausgeräumt. Gerade junge Menschen suchten Orientierung vor dem Berufseinstieg. Im nächsten Jahr dürften die Zahlen noch weiter steigen, so Schneider. Viele freie Stelle gebe es noch in den neuen Bundesländern. Da hier weniger junge Menschen als im Westen lebten, versuche der Paritätische Wohlfahrtverband hier stärker Ältere anzuwerben. "Wo wir noch gerne ein bißchen mehr Menschen hätten, ist im Pflegebereich."



Caritas: Freiwilligendienst nicht als Arbeitsmarktinstrument missbrauchen

Auch die Caritasverbände in Nordrhein-Westfalen freuen sich über ein großes Interesse am Bundesfreiwilligendienst. Die Plätze seien sehr begehrt, teilte die Caritas in NRW am Mittwoch in Düsseldorf mit. Bis Anfang Dezember hätten 1.539 Freiwillige einen Vertrag in einer Caritaseinrichtung unterschrieben. Der größte Teil von ihnen seien junge Leute, hieß es weiter. Nur 171 waren älter als 27 Jahre.



Der Dienst der Freiwilligen stelle für hilfebedürftige Menschen eine zusätzliche Unterstützung dar, "für die wir sehr dankbar sind", sagte Heinz-Josef Kessmann, Sprecher der Diözesan-Caritasverbände in NRW. Darüber hinaus biete der Dienst die Möglichkeit, "Menschen aller Generationen an soziale Arbeitsfelder heranzuführen und bei ihnen ein weitergehendes Interesse für die Berufswahl oder eine berufliche Neuorientierung zu wecken". Kessmann warnte allerdings davor, den Bundesfreiwilligendienst als Arbeitsmarktinstrument zu missbrauchen: "In jedem Einzelfall muss das Prinzip der Freiwilligkeit bewahrt bleiben."



Jugendliche mit Migrationshintergrund für den Dienst

Für die Zukunft kündigte der Münsteraner Caritas-Direktor an, für den Freiwilligendienst verstärkt auch Menschen anzusprechen, die über geringe Erfahrungen und Anknüpfungspunkte im sozialen Bereich verfügen. Dies seien vor allem junge Männer und Jugendliche mit Migrationshintergrund, sagte Kessmann.



Der Zivildienst war zeitgleich mit der Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli abgeschafft worden. Nachfolger ist der Bundesfreiwilligendienst. In ihm können sich Frauen und Männer aller Altersklassen zwischen sechs und 24 Monate lang für das Gemeinwohl engagieren.





Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums haben sich etwa 26.000 Bürger für den neuen Bundesfreiwilligendienst angemeldet. Dabei gebe es deutliche Unterschiede zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen, berichtete die Koblenzer "Rhein-Zeitung" (Mittwochausgabe) vorab unter Berufung auf Angaben des Bundesfamilienministeriums. Während in Großstädten die Angebote gut genutzt würden, fänden soziale Einrichtungen auf dem Land zu wenig Freiwillige.



Ministerin Kristina Schröder (CDU) sagte dem Blatt, sie halte die von ihr ausgegebene Marke von jährlich 35.000 Teilnehmern weiter für erreichbar. "Mit dem Bundesfreiwilligendienst haben wir für alle Altersklassen ein vielfältiges Angebot geschaffen. Und das wird genutzt - allen Unkenrufen zum Trotz", sagte sie.



Den Bundesfreiwilligendienst gibt es seit dem 1. Juli. Er löste den Zivildienst ab, den es seit Ende der Wehrpflicht nicht mehr gibt. Der Zivildienst war zeitgleich mit der Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli abgeschafft worden. Nachfolger ist der Bundesfreiwilligendienst. In ihm können sich Frauen und Männer aller Altersklassen zwischen sechs und 24 Monate lang für das Gemeinwohl engagieren.