Sternsingeraktion 2012 in Mainz eröffnet

"Klopft an Türen, pocht auf Rechte!"

Zum Auftakt der Aktion Dreikönigssingen 2012 sind rund 3.000 als "Heilige Drei Könige" verkleidete Kinder aus ganz Deutschland singend durch Mainz gezogen. "Wir wollen den Kindern in aller Welt nahe sein und Brücken schlagen", mit diesen Worten begrüßte Kardinal Karl Lehmann die Sternsinger vor dem Mainzer Dom. Unter dem Motto "Klopft an Türen, pocht auf Rechte!", wollen die Sternsinger in diesem Jahr auf die Rechte von Kindern in Nicaragua aufmerksam machen.

Autor/in:
Bettina Nöth
 (DR)

In einem Festgottesdienst bezeichnete der Mainzer Kardinal Karl Lehmann die Kinder und Jugendlichen als Zeugen Jesu. Bei der Sternsingeraktion gehe es um einen Brückenschlag zu den Kindern in der ganzen Welt, so Lehmann. Er lobte die "großartige Solidarität" der Sternsinger und ermutigte sie in Anlehnung an das diesjährige Motto "Klopft an Türen, pocht auf Rechte!", auch an verschlossenen Türen zu klopfen.



Weltweit größte Hilfsinitiative von Kindern für Kinder

Die Sternsingeraktion ist die weltweit größte Hilfsinitiative von Kindern für Kinder in Not. Träger sind das Aachener Kindermissionswerk "Die Sternsinger" sowie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In der Zeit um den Dreikönigstag, dem 6. Januar, ziehen bundesweit rund eine halbe Million als Heilige Drei Könige verkleidete Mädchen und Jungen von Haus zu Haus. Sie sammeln Spenden und bringen den Segen "Christus mansionem benedicat" ("Christus segne dieses Haus").



"Mit dem gesammelten Geld wird vielen Kinder auf der Welt geholfen", betonte BDKJ-Präses Simon Rapp. Aktuell könnten über 2.000 Projekte in 110 Ländern unterstützt werden. Das Motto der Aktion "Klopft an Türen, pocht auf Rechte!" solle deutlich machen, dass die Rechte von Kindern überall auf der Welt umgesetzt und geachtet werden müssen, sagte der Präsident des Kindermissionswerks, Klaus Krämer.



Beispielland Nicaragua

In Nicaragua, dem Beispielland der 54. Sternsingeraktion, schert sich häufig niemand um die Rechte von Kindern. Laut einer Studie leiden mehr als die Hälfte der Minderjährigen unter Gewalt in der eigenen Familie. 14 Prozent der befragten Jungen und Mädchen berichten von sexuellen Übergriffen. Kinderarbeit ist im zweitärmsten Land Mittelamerikas weit verbreitet. Mehr als 600.000 Kinder, etwa 23 Prozent aller Mädchen und Jungen unter 15 Jahren, haben 2008 gearbeitet. Rund eine Million Kinder besuchen keine Schule.



Der neunjährige Ricardo aus Juigalpa hat Glück gehabt, er kann zur Schule gehen, seit er nicht mehr bei seiner Familie lebt. Als er noch zu Hause wohnte, mussten er und seine drei Geschwister betteln gehen. Brachten die Kinder nicht genug Geld nach Hause, mussten sie auf der Straße schlafen. Oft waren Ricardos Eltern betrunken. Irgendwann ließen sie ihre Kinder allein, und Ricardo lebte eine Zeit lang auf der Straße. In einem Zentrum für Jungen und Mädchen hat er ein neues Zuhause gefunden. Die Einrichtung wird von den Sternsingern unterstützt.



Hilfe zur Selbsthilfe

Es sind vor allem solche Projekte in Nicaragua, die die beiden Organisatoren, das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), mit den gesammelten Spendengeldern unterstützt. Da gibt es Selbstverteidigungskurse, die Mädchen stark und selbstbewusst machen sollen, in denen sie lernen, sich vor Übergriffen zu schützen. Oder eine Radiosendung, die in ganz Nicaragua ausgestrahlt wird, in der Kinder die Zuhörer über die Rechte von Jungen und Mädchen aufklären; etwa das Recht auf Nahrung, Bildung und körperliche Unversehrtheit.



Der gemeinsame Einsatz für das Wohl von Mädchen und Jungen verbindet die Kinder in Nicaragua und die Sternsinger in Deutschland - auch wenn diese Aufgabe nicht immer einfach ist. In dem mittelamerikanischen Land wie in der Bundesrepublik stehen die Kinder immer wieder vor verschlossenen Türen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen werden auch in diesem Jahr wieder eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Deutschland als Heilige Drei Könige verkleidet durch die Straßen ziehen. "Um Recht und Gerechtigkeit durchzusetzen, braucht man Ausdauer und Mut", sagt BDKJ-Präses Simon Rapp. "Manchmal muss man für seine Ideale kämpfen."



Kardinal Lehmann: überzeugende Botschafter der Kirche

Bei der seit 1959 durchgeführten Aktion kamen bislang rund 772 Millionen Euro für Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa zusammen. Kardinal Lehmann bezeichnete die Aktion als Erfolgsgeschichte. Die Sternsinger seien "überzeugende Botschafter der Kirche", weil sie die frohe Botschaft von der Menschwerdung Gottes unter die Menschen brächten. Auch an öffentlichen Auftritten der Sternsinger herrscht kein Mangel. Am 1. Januar feiern 23 von ihnen aus dem Bistum Würzburg den Neujahrsgottesdienst mit Papst Benedikt XVI. im Petersdom. Wie das Kindermissionswerk mitteilte, bringen dort drei Kinder in ihren Sternsinger-Gewändern während des Gottesdienstes die Gaben zum Altar. Am 5. Januar sind Sternsinger aus allen deutschen Bistümern bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Gast. Tags darauf, am 6. Januar, will Bundespräsident Christian Wulff eine Abordnung von 55 Sternsingern aus dem Bistum Essen in seinem Berliner Amtssitz Schloss Bellevue empfangen.