Misereor kritisiert Ergebnisse der Klima-Konferenz

Ein Durchbruch? "Ganz gewiss nicht!"

Nicht nur Bundespräsident Christian Wulff, auch Umweltschützer sind mit den Abschlüssen der UN-Klimaschutzkonferenz in Durban unzufrieden. Im domradio.de-Interview spricht Annika Schröder vom katholischen Hilfswerk Misereor von "erheblichen Lücken".

 (DR)

domradio.de: Bundesumweltminister Norbert Röttgen sprach nach der Konferenz von einem "großen, wegweisenden Erfolg für den Klimaschutz". Sehen Sie das auch so?

Schröder: Nein, das sehe ich nicht so. Herr Röttgen hat sicherlich Recht, wenn er sagt, dass es ein Durchbruch ist, weil es in den letzten beiden Nächsten nicht mehr zu erwarten war, dass es überhaupt zu einem Konsens kommen könnte. Aber ein Durchbruch für den Klimaschutz ist es ganz gewiss nicht. Das Einzige, was wir dort erreicht haben, ist, dass einige Länder, die schon damals dem Kyoto-Protokoll zugestimmt haben, nun auch weitere Reduktionsverpflichtungen auf sich nehmen werden, völkerrechtlich bindend. Und wir haben einen Fahrplan, wie auch die anderen Länder irgendwann zum Klimaschutz verpflichtet werden können. Und da gibt es erhebliche Lücken.



domradio.de: Der Vertrag über ein neues weltweites Klimaabkommen auf den sich die Staatengemeinschaft geeinigt hat, soll bis 2015 ausgehandelt und ab 2020 umgesetzt werden. Sind das Jahreszahlen mit denen Sie leben können?

Schröder: Nein, wenngleich wir natürlich damit leben müssen. Wenn wir 2015 wirklich einen Rahmenvertrag haben sollten, auch das ist ja noch unklar, ob der völkerrechtlich bindend sein soll oder nicht, wird es einige Jahre benötigen, damit dieser Vertrag in Kraft treten kann. Frühestens 2020 ist also damit zu rechnen. Und wir wissen aber, dass die Umkehr im Ausstoß von globalen Treibhausgasen viel früher vonstattengehen muss. Bereits vor 2020 muss der Höchststand erreicht sein, damit wir überhaupt eine Chance haben, das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen. Und dieses wurde ja bereits in Kopenhagen festgeschrieben. Je später die Wende kommt, desto teurer wird es. Und desto später wird es auch erreichbar sein, den Klimaschutz in den Griff zu bekommen.

   

Das Gespräch führte Aurelia Plieschke - hören Sie es hier in voller Länge nach.