Bischofskonferenz startet Kampagne für Christen in Pakistan

"Bürger zweiter Klasse"

Die katholische Kirche hat eine Kampagne für verfolgte Christen in Pakistan gestartet. Christen seien in Pakistan Bürger zweiter Klasse und vielfältigen Benachteiligungen ausgesetzt, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick.

Karachi: Protest gegen Gewalt gegen Christen (KNA)
Karachi: Protest gegen Gewalt gegen Christen / ( KNA )

In weiten Teilen Pakistans könnten Christen zwar unbehelligt leben und auch Gottesdienste feiern, aber sie lebten in einer ständigen Rechtsunsicherheit, erläuterte Schick. Ebenso wie andere religiöse Minderheiten würden sie rechtlich benachteiligt. "Hindus, Buddhisten und andere religiöse Minderheiten sind von der religiösen Intoleranz und Gewalt ebenso betroffen, wie manche islamische Gruppe, die nicht zur Hauptströmung des Islam in Pakistan gehört", so Schick.



Besonders problematisch: das Blasphemie-Gesetz

Vor allem das Blasphemie-Gesetz sei für Christen problematisch, berichtete der Präsident des katholischen Missionswerks Missio, Prälat Klaus Krämer. Danach können die Schändung des Koran mit lebenslanger Haft und abfällige Bemerkungen über den Propheten Mohammed mit dem Tod bestraft werden.



Da das allgemeine Klima in Pakistan zunehmend von islamistischen Fundamentalisten beherrscht werde, werde dieses Gesetz willkürlich angewandt. Wenn jemand die Visitenkarte eines Geschäftspartners herunterfalle, der den Namen des Propheten trage, reiche dies schon als Anklagegrund. Vor allem Minderjährige, Analphabeten und Ungebildete seien der Willkür schutzlos ausgeliefert, beschrieb Krämer die Lage. "Es ist klar, dass wir uns vor diesem Hintergrund natürlich ständig Sorgen um unsere Partner machen."



Pakistanischer Bischof: Imame unter behördliche Aufsicht

Bischof Sebastian Francis Shaw, Apostolischer Administrator der Erzdiözese Lahore in Pakistan, sagte: "Die Prediger in den Moscheen gelten vielen als ultimative Instanzen. Ihnen widerspricht man nicht. " Er forderte deshalb die pakistanische Regierung dazu auf, die Imame stärker unter eine behördliche Aufsicht zu stellen. Prediger, die zur Gewalt gegen Minderheiten aufriefen, müssten nach den geltenden Gesetzen zur Rechenschaft gezogen werden. Außerdem müsse die internationale Gemeinschaft, den Druck auf die Regierung Pakistans erhöhen, um den religiösen Minderheiten zu mehr Gleichberechtigung zu verhelfen.



Die Bischofskonferenz hat eine Broschüre veröffentlicht, in der das Leben der Christen in Pakistan genauer dargestellt wird. 2003 riefen die katholischen Bischöfe die Initiative "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen" ins Leben, die wechselnden Regionen gewidmet ist. In den vergangenen Jahren waren Indien, China und der Nahe Osten Schwerpunktländer der Kampagne.