ZdK betont christliche Grundlage Europas

Werte statt Wirtschaft

Angesichts der Krise in der EU hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken die Macht der internationalen Finanzmärkte angeprangert. Im domradio.de-Interview betont der europapolitische Sprecher Hubert Tintelott stattdessen die gemeinsame christliche Wertegrundlage Europas.

 (DR)

"Europa ist eine Wertegemeinschaft und diese Werte beruhen im Wesentlichen auf dem christlichen Menschenbild", sagte Tintelott am Freitag zum Auftakt der ZdK- Herbstvollversammlung. Das Christentum sei eine der Wurzeln Europas und des europäischen Geistes.



Angesichts der aktuellen Krise Europas wolle man als ZdK "noch mal ein deutliches Bekenntnis zur europäischen Integration abgeben". Diese sei nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur eine Lösung gewesen, Frieden, Freiheit und Wohlstand zu sichern, "sondern sie ist auch eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen in einer globalisierten Welt." Katholiken hätten sich immer wieder für die europäische Integration eingesetzt, so Tintelott, der auch Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerkes ist.



ZdK-Präsident Alois Glück ergänzte in seiner Auftakt-Rede in Bonn, die wirtschaftliche Dominanz der westlichen Welt gehe zu Ende, Europa müsse aber seinen notwendigen Beitrag in den Bereichen Armutsbekämpfung, Klimawandel, Welthandel und Energieversorgung leisten. "Grundlage dafür muss unser Einsatz für universelle Werte wie Menschenwürde, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sein." Der ZdK-Präsident hob hervor, dass wesentliche Forderungen des Laiengremiums inzwischen von der Politik aufgegriffen worden seien. So die Appelle für eine bessere Regulierung der Agrarmärkte, eine Eindämmung der Nahrungsmittelspekulation und die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.



Katholikenkomitee pocht auf Kirchenreform

Zuvor hatte Glück Reformbedarf in der katholischen Kirche angemahnt. Dabei gehe es nicht um "eine vordergründige Modernisierung oder Anpassung in der Kirche, sondern vielmehr die Frage, wie wir Jesus Christus und seine Botschaft den Menschen von heute vermitteln können." Es gebe keinen Gegensatz zwischen einer Glaubensvertiefung und notwendigen Reformen in der Kirche. Glück griff auch die Kritik Papst Benedikt XVI. an den Strukturen der deutschen Kirche auf. Dieser hatte während seines Deutschlandbesuchs bei einer Rede in Freiburg die Frage aufgeworfen, ob einem Überhang an kirchlicher Organisation nicht ein Mangel an Glauben gegenüberstehe. Der ZdK-Präsident bekräftigte, alle Institutionen, auch die Kirche, liefen Gefahr, "immer mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, sich zu verfestigen und Selbstzweck zu werden". Ämter und Strukturen hätten aber nur Dienstcharakter.



Zugleich merkte Glück an, das ZdK stehe "für die breite Mitte in unserer Kirche". Beim Treffen mit der ZdK-Spitze in Freiburg habe der Papst ausdrücklich seine "Wertschätzung" für die Arbeit der Laien in der Öffentlichkeit bekundet. Mit seiner Forderung nach "Entweltlichung" habe der Papst keineswegs für den Rückzug der Kirche aus der Welt plädiert, so Glück weiter. Katholiken sollten vielmehr "selbstbewusst unsere diakonische Präsenz in Gesellschaft, Politik und Kultur als unverzichtbaren Teil unseres Glaubens zeigen". Sie sollten entschlossen für die Rolle der Religion in der Gesellschaft eintreten.



Die Herbstvollversammlung des höchsten katholischen Laiengremiums in Deutschland dauert bis Samstag. Die rund 230 Delegierten widmen sich dabei unter anderem der Rolle der Frau und dem Stand des Dialogprozesses in der Kirche sowie der Krise in der EU.