Architekt Paul Böhm holt zum Gegenschlag aus

"Die Mängelliste ist nicht zu halten"

Der Architekt Paul Böhm will keine Bauruine. Er will, dass Köln eine Moschee bekommt. Und er will weiter daran mitarbeiten. Zwar ist die Moschee nach Böhms Plänen fast fertig, doch es tobt ein Streit, seitdem ihm die Türkisch-Islamische Union (Ditib) im Oktober gekündigt hat. Jetzt holt der Architekt zum Gegenschlag aus. Auf einer Pressekonferenz wirft er der Ditib und ihren Gutachtern vor, ihn bewusst zu diskreditieren.

Autor/in:
Hendrik Buchheister
 (DR)

Aber er spricht auch von seinem Ehrgeiz, "dieses Haus bis zu seiner Fertigstellung zu begleiten". Glaubt man Böhm, dann gingen die Probleme los, als die Ditib im August vergangenen Jahres einen neuen Vorstand bekam. Dieser sei von Anfang an auf Konfrontationskurs gegangen. Vor allem stört sich Böhm daran, dass die Ditib Gutachter geschickt habe, um den Bau zu überwachen. Zwei Aufgaben hätten die Gutachter gehabt: "Sie sollten den Wunsch des Vorstandes nach einer weißen Moschee durchsetzen und die Trennung von unserem Architekturbüro vorantreiben", sagt Böhm. In seinen Verträgen mit der Ditib sei allerdings nicht von einer weißen Moschee die Rede gewesen.



Akgün: Großwetterlage deutlich konservativer

Der neue Ditib-Vorstand steht im Verdacht, einen überaus traditionalistischen Kurs zu fahren und ein Problem mit Böhm zu haben. So weist die Kölner SPD-Politikerin Lale Akgün darauf hin, dass die Ditib über die staatliche Religionsbehörde an die AKP-Regierung in der Türkei gebunden sei. Die Großwetterlage in der Türkei und damit auch bei der Ditib in Köln sei deutlich konservativer geworden, meint Akgün.



Architekt Paul Böhm, dessen Engagement in Köln als Zeichen für den Dialog zwischen Christen und Muslimen gilt, sieht sich einer Verleumdungskampagne durch die Ditib und ihre Gutachter ausgesetzt. Um die 2.000 Mängel bescheinigten sie Böhm. Aus dessen Büro ist zu hören, dass sich das Gutachten auf den Rohbau beziehe, auf die halbfertige Moschee also. Viele der angeblichen Mängel wie überstehende Betonreste oder herausstehende Nägel seien noch im Rahmen der weiteren Arbeiten zu entfernen. Außerdem hätten die Gutachter falsch gezählt. "Die Mängelliste ist als Kündigungsgrund fachlich und rechtlich nicht zu halten", so Martin Amme, Böhms Projektleiter.



Kritik: Immer wieder kamen Sonderwünsche

Amme kritisiert außerdem, dass die Ditib nach dem Baubeginn Ende 2009 immer wieder Sonderwünsche gehabt habe. Das habe die Arbeiten erschwert und die Kosten in die Höhe schießen lassen. Böhm erzählt, dass die Gutachter ihm schon beim ersten Treffen gedroht hätten, er solle sich einen guten Anwalt nehmen.



Wie geht es jetzt weiter? An diesem Donnerstag trifft sich der Moschee-Beirat aus Kölner Vertretern von Politik, Kultur und Kirche. "Ich hoffe, dass sich ein Gremium aus vier, fünf Leuten bildet, das mit uns und der Ditib diskutiert, wie wir den Bau gemeinsam zu Ende führen können", blickt Böhm in die Zukunft. Auch ein Rechtsstreit zwischen ihm und der Ditib scheint allerdings möglich. Nach den Worten von Böhms Anwalt Frank Siegburg will man "alle verfügbaren rechtlichen Mittel ergreifen, um einen Imageschaden vom Architekturbüro Böhm fernzuhalten".



Es geht aber nicht nur um Ansehen, sondern auch um Geld. Die Ditib will von Böhm Schadenersatz verlangen, möglicherweise in Millionenhöhe. Anwalt Siegburg verweist darauf, dass die Ditib keinen Baustopp zur Aufnahme der angeblichen Mängel erwirkt habe. Er sieht darin ein weiteres Zeichen dafür, dass es Ditib und Gutachtern weniger um die Mängel an sich geht - sondern darum, Böhm loszuwerden.