Nothilfe für die Opfer der Flut in Kambodscha

"Existenzgrundlage zerstört"

Wie viele Länder Südostasiens erlebt auch Kambodscha zurzeit die stärksten Regenfälle seit Jahren. Mehr als eine Million Menschen sind laut Malteser International betroffen. Julia Brunner von der katholischen Organisation im domradio.de-Interview über die kurz- und langfristige Hilfe vor Ort.

 (DR)

domradio.de: In Südostasien sind inzwischen mindestens knapp  1,5 Millionen Hektar Reisflächen vernichtet, viele Dörfer mussten evakuiert werden. Man hat viel aus Thailand gehört. Was bedeutet das für die Menschen in Ländern wie Kambodscha oder auch Laos?

Brunner: In Kambodscha sind weit über 300.000 Familien betroffen. Das sind mehr als eine Million Menschen! Es hat in erster Linie die arme ländliche Bevölkerung getroffen. Und mit Zerstörung der Reisernte im Dezember ist damit auch die Existenzgrundlage zerstört für das nächste Jahr.



domradio.de: Sie sind mit ihren Mitarbeitern vor Ort. Wie helfen sie den Menschen derzeit?

Brunner: Wir schaffen Zugang zu Grundnahrungsmitteln für ca. 2000 Familien momentan. Wir werden Saatgut verteilen, damit die Menschen langfristig ihre Existenz wieder aufbauen können. Und wir sind im Bereich der Trinkwasserversorgung tätig.



domradio.de: Malteser International ist bereits seit fast 20 Jahren in Kambodscha tätig - mit welchen Projekten?

Brunner: Unser Fokus liegt auf der Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Wir haben ein großes Programm zur Reduzierung der Mütter- und Kindersterblichkeit, das wiederum eng verbunden ist mit der Wasserversorgung, aber auch der Ernährungssicherung.



domradio.de: Denn Wasserversorgung ist trotz Hochwasser ein Problem?

Brunner: Wasser ist oft verschmutzt und kontaminiert. Die Menschen verwenden dieses Wasser, was wiederum zu Krankheiten führt. Unser Anliegen ist es, den Menschen beizubringen, wie sie ihr Wasser, das sie im Haushalt verwenden, durch einfache Mechanismen trinkbar machen.



domradio.de: Ob das die Zeichen des Klimawandels sind, kann ja niemand so ganz sicher sagen. Aber gibt es denn eine Möglichkeit, wie zum Beispiel gerade die Bauern einer solchen Katastrophe vorbeugen können?

Brunner: Das ist einer der Faktoren in all unseren Projekten: Maßnahmen ergreifen, um die Bauern vorzubereiten, durch verbessertes Saatgut oder Aufklärungsmaßnahmen: Wie verhält man sich während einer solchen Flutkatastrophe?



domradio.de: Die Regierung hat die Notversorgung der Betroffenen übernommen, aber es fehlt an Mitteln für den Wiederaufbau. Wie sieht die längerfristige Hilfe in dieser Region in Südostasien aus?

Brunner: Ein starker Fokus wird auf der Ernährungssicherung liegen: damit langfristig die Bauern ein stärkeres und gezielteres Einkommen haben, mit dem sie auch rechnen können. Das wieder ist eng mit der Gesundheits- und Wasserversorgung verbunden.



Das Gespräch führte Monika Weiß.