Kirche sorgt sich um die Rechtmäßigkeit der Kommunalwahlen

Blutiger Wahlkampf

Attentate, Manipulation und Skandale: Wenn am Sonntag rund 32 Millionen Kolumbianer an die Wahlurnen gebeten werden, geht ein blutiger Wahlkampf in dem südamerikanischen Land zu Ende. Seit Februar dieses Jahres wurden 41 Kandidatinnen und Kandidaten ermordet. Eine Zahl, die selbst für kolumbianische Verhältnisse erschütternd ist.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Hinter den Mordanschlägen wird vor allem die organisierte Kriminalität vermutet, die auf diese Weise versucht, unliebsame Kandidaten aus dem Weg zu räumen und korrupte Politiker ins Amt zu hieven. Im Vergleich zu den Kommunalwahlen vor vier Jahren hat sich die Zahl der politischen Morde verdoppelt. Die unabhängige Wahlbeobachtermission (MOE) zählte insgesamt 232 gewaltsame Zwischenfälle. Die Kommission kommt zu dem Schluss, dass es in mehr als 500 Kommunen zu Wahlbetrug und Gewalt kommen könnte.



Angesichts der massiven Gewalt und der Drohungen vor allem in den ländlichen Regionen hat die Kolumbianische Bischofskonferenz (CEC) einen dramatischen Appell an die Kolumbianer gerichtet. Der Erzbischof der Hauptstadt Bogota, Ruben Salazar Gomez, forderte die Wählerinnen und Wähler auf, sich nicht von der Gewalt und der Korruption besiegen zu lassen, sondern sich "heroisch" dieser Herausforderung zu stellen. "Es gibt Regionen im Land, die sehr bedroht sind, wo die Entscheidungsfreiheit der Wähler durch viele Faktoren gefährdet ist. Insbesondere durch den Druck von illegalen Gruppen", erklärte er vor wenigen Tagen.



Auch Großstädte betroffen

Besonders gefährdet ist die Atlantikküste, die als paramilitärische Hochburg gilt, ebenso wie die von der linksgerichteten Guerilla kontrollierte ölreiche Provinz Arauca. "Es gibt eine Serie von Vorfällen, die den Wahlprozess in schrecklicher Weise beeinflussen", sagte Salazar, der auch Vorsitzender der kolumbianischen Bischofskonferenz ist. "Unsere Wahlen sind nicht überall sauber."



Doch nicht nur die ländlichen Regionen sind von manipulierten Unterschriftenlisten zur Zulassung der Kandidaten oder vom Stimmenkauf betroffen, auch in den Großstädten gibt es Berichte darüber, wie der lange Arm der organisierten Kriminalität die Wahlen massiv zu beeinflussen versucht. Erzbischof Dario de Jesus Monsalve aus der Millionenmetropole Cali verlangte von den Kandidaten unlängst Garantien, dass "ihre Kandidatur nicht aus den Gefängnissen des Landes gesteuert werde." Hintergrund der Manipulationsversuche der Guerilla, der Paramilitärs und der Drogenmafia ist der Versuch, ihre Vormachtstellungen im Drogenhandel der einzelnen Regionen zu sichern.



Gewählt werden am Sonntag 1.102 Bürgermeister, 32 Gouverneure, 12.063 Stadträte, 418 Abgeordnete und 4.627 Gemeinderäte. Insgesamt stellen sich mehr als 100.000 Kandidaten zur Wahl. Mit besonderer Spannung wird das Wahlergebnis in der Hauptstadt Bogota erwartet. Nachdem der linksgerichtete Bürgermeister Samuel Moreno vor wenigen Monaten wegen Korruption aus dem Amt entlassen wurde, werden vor allem drei Kandidaten gute Chancen eingeräumt. Laut jüngsten Umfragen liefern sich das ehemalige Guerilla-Mitglied Gustavo Petro, Ex-Bürgermeister Enrique Penalosa und die ehemalige Senatorin Gina Parody, die vom früheren grünen Präsidentschaftskandidaten Antanas Mockus unterstützt wird, ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das Bürgermeisteramt in Bogota gilt nach dem Präsidentenamt als die politisch einflussreichste Position in Kolumbien.