Verlagsgruppe wehrt sich gegen Pornografie-Vorwurf - Köln nicht beteiligt

"Weltbild geht vom mündigen Bürger aus"

Die katholische Verlagsgruppe Weltbild setzt sich gegen den Vorwurf zur Wehr, Geschäfte mit Pornografie zu machen. Weltbild biete in seinem Sortiment keine Pornografie an und habe dies auch noch nie getan, so ein Sprecher. Schlagzeilen wie "Katholische Kirche macht mit Pornos ein Vermögen" seien "unwahr und diffamierend".

 (DR)

Der Umsatz mit unter dem Stichwort "Erotik" auffindbaren Artikeln sei minimal, verteidigte sich das Unternehmen. Der Anteil im Jahr 2011 liege unter 0,017 Prozent. Wie jeder andere Buchhändler stelle Weltbild sein Angebot aktiv im Katalog, den Filialen und dem "redaktionell gestaltbaren Teil" des Internetshops zusammen. Dort fänden sich die kritisierten Artikel nicht, wohl aber im lieferbaren Großhandelsangebot des deutschen Buchhandels, das in den online-Portalen verwendet werde. Diese Titel seien indes über jede Buchhandlung beziehbar und überall im Internet zu finden.



Köln seit 2008 nicht mehr beteiligt

"Eine Zensur findet nicht statt, Weltbild geht vom mündigen Bürger aus", heißt es in der Erklärung weiter. Grenzen setze das Unternehmen bei Holocaust-Leugnern, Verherrlichung von Gewalt und Krieg, Sex und polemischen Büchern über seine Gesellschafter. In "Extrem-Fällen" würden Bücher aus dem Angebot genommen, "zweifelhafte" Titel nur mit Basisangaben gelistet. Angesichts von 775.000 lieferbaren Titeln und jährlich 100.000 Neuerscheinungen sei eine solche Prüfung "nie abschließend zu gestalten". - Weltbild gehört zwölf deutschen Bistümern, der katholischen Soldatenseelsorge Berlin und dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD).



Das Erzbistum Köln ist von der aktuellen Debatte nicht betroffen. Der Generalvikar des Kölner Erzbischofs, Dr. Dominik Schwaderlapp, betont, dass das Kölner Erzbistum bereits 2008 alle Anteile an der Verlagsgruppe an den Verband der Diözesen Deutschlands übertragen habe. Das betreffe auch das Gewinn- und Bezugsrecht. Das Erzbistum dränge seit Jahren darauf, sich von der Verlagsgruppe zu trennen, so Schwaderlapp gegenüber domradio.de.



Auch Weltbild-Töchter reagieren auf Pornografie-Vorwurf

Am Freitag hat auch die Münchner Verlagsgruppe Droemer Knaur den Vorwurf zurückgewiesen, Pornografie zu vertreiben. Diese Behauptung sei "unwahr und verleumderisch", erklärte ein Verlagssprecher. "Weder produziert noch verlegt oder vertreibt die Verlagsgruppe Pornografie und behält sich daher rechtliche Schritte vor." Weltbild ist zur Hälfte an Droemer Knaur beteiligt.



Zugleich relativierte der Verlagssprecher die Bedeutung der Erotik-Sparte für sein Unternehmen. Unter diesem Stichwort seien "rund ein Dutzend Taschenbücher lieferbar", darunter Partnerschaftsratgeber und auch ein literarischer Weltbestseller.

Der Anteil dieser Titel am Verlagssortiment liege bei einem halben Prozent. In den vergangenen Jahren sei mit diesen Büchern nicht mehr als ein Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet worden. Von den rund 500 Neuerscheinungen dieses Jahres falle keine einzige in diese Kategorie.



Unterdessen waren am Freitag beim Onlineangebot der Weltbild-Gruppe weitere Veränderungen festzustellen. Auf dem Portal www.weltbild.com waren im Unterschied zu den Vortagen bestimmte Stichworte nicht mehr recherchierbar. Auch auf www.buecher.de, an dem Weltbild zu 33 Prozent beteiligt ist, ließen sich Titel wie "Porno für Paare" nicht mehr finden.