Fünf Jahre Kölner Friedensverpflichtung

Das richtige Signal

Am 30. Oktober 2006 unterschrieben christliche, muslimische und jüdische Vertreter im historischen Rathaus Köln die "Kölner Friedensverpflichtung". Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses in der Domstadt, erinnert sich im Interview mit domradio.de.

 (DR)

domradio.de: Was hat es mit dieser Friedensverpflichtung auf sich, die vor fünf Jahren unterzeichnet wurde?

Bartscherer: Christen, Juden und Muslime haben im Rahmen des Projektes "Weißt du, wer ich bin?" - das war eine Initiative des Bundesinnenministeriums damals - überlegt, macht es nicht Sinn, in einer Stadt wie Köln eine Aktion zu starten. Eine Stadt die 2000 Jahre vom Zuzug gelebt und davon immer profitiert hat. Und wir haben gesagt: Was wäre denn für uns das richtige Signal, das Zeichen, das uns vernünftig erscheint? Und das war dann der Gedanke einer Selbstverpflichtung: eine Friedenverpflichtung, die wir miteinander formulieren und die ganz viele Leute dann eben für sich selber als Selbstverpflichtung nehmen oder als Gruppe unterzeichnen.



domradio.de: Was genau hat man unterschrieben?

Bartscherer: Im Prinzip, dass wir alle uns immer - jeden Tag, an jedem Ort - dafür einsetzen, Hass, Gewalt und Ausgrenzung entgegenzutreten. Im politischen, sozialen, gesellschaftlichen und private Raum. Und das gelingt uns, wenn wir uns kennen, wenn wir Mauern in Köpfen abbauen, wenn wir Vorurteile versuchen einzureißen. Immer wenn ich einen Menschen kenne, habe ich einen anderen Zugang zu diesem Menschen. Und das wollten wir mit der Friedensverpflichtung initiieren.



domradio.de: Woran hakt das friedlichenZusammenleben denn manchmal in einer Stadt wie Köln?

Bartscherer: Es hakt unter Umständen an Voraussetzungen, die nicht stimmen - noch nicht stimmen. Sprache ist ein Thema. Politische Parteien wäre ein zweites Thema. Wer fischt mit welchen Argumenten und möchte Stimmen fangen? Angst ist oft eine Voraussetzung für ein Nicht-aufeinander-zugehen-können. Was steht im Koran? Was in der Bibel? Wo gibt es Berührungspunkte? Das ist der Ansatz, den wir bringen.



domradio.de: Hat die Verpflichtung in den vergangenen fünf Jahren Früchte getragen?

Bartscherer: Ich denke, schon. Alleine die vielen hundert Menschen, die diese Verpflichtung für sich selber und ihre Gruppierungen unterzeichnet habe. In den vergangenen fünf Jahren haben wir aber auch immer wieder durch unser aufmerksam machen auch in den vier Himmelsrichtungen von Kölner versucht, dieses bekannt zu machen. Wir haben im Norden, Osten, Süden und Westen an einem Spielplatz immer ein Gerät gespendet: "Wir miteinander". Und dieses Gerät war immer auch verbunden mit Spielplatzpaten, jüdisch, christlich, muslimisch.



Das Gespräch führte Susanne Becker-Huberti.