Kortmann über den ökumenischen Ehrenamtskongress in Erfurt

Zeugnisse, Supervision und der Papst

Ehrenamtlich Tätige brauchen bessere Rahmenbedingungen für ihr Engagement, erklärt ZdK-Mitglied Karin Kortmann (SPD). Beim Ökumenischen Ehrenamtskongress spielte neben Zeugnissen und Supervision auch der Papstbesuch eine große Rolle.

ZdK-Mitglied Karin Kortmann (SPD) (KNA)
ZdK-Mitglied Karin Kortmann (SPD) / ( KNA )

domradio.de: Wie haben Sie den Besuch des Papstes erlebt?
ZdK-Mitglied Karin Kortmann (SPD): Ich war am ersten Tag in Berlin dabei und ich muss sagen, ich war abends nach drei Auftritten sehr berührt, weil dieser Mann eine tiefe Volksfrömmigkeit verkörpert, aber gleichzeitig auch zeigt, welche Sorgen er hat, dass diese Kirche auseinanderbricht und am Ende seines Besuchs muss ich sagen, ich hätte mir etwas mehr Mut gewünscht. Mehr Vertrauen in die Gläubigen in Deutschland, mehr Zuversicht, dass der Dialogprozess, den die Bischöfe begonnen haben, den richtigen Kurs eingeschlagen hat und vielleicht auch mehr Ermutigung an der einen Stellen an die vielen Laien, die sich innerhalb der katholischen Kirche engagieren und die ein Interesse daran haben, diese Kirche, die auch in dieser Gesellschaftskonstruktion stattfindet, diese Kirche weiterzuentwickeln. Insofern, es überwiegt ein bißchen die Traurigkeit, nicht genug an Möglichkeiten genutzt zu haben.

domradio.de: Wie kam der Papstbesuch bei den anderen Kongressteilnehmern in Erfurt an?
Kortmann: Das war ganz eigenartig. Wir haben den Kongress gemeinsam eröffnet. Günther Beckstein (CSU) für die evangelische Seite und ich für die katholische und ich hatte in meiner Begrüßung noch gesagt, Erfurt entwicklet sich mittlerweile zur Hauptstadt der Ökumene und ich wollte da auch diesen netten Bogen schlagen, aber Günther Beckstein hat sehr harsch auf diesen Besuch reagiert und deutlich gemacht, dass die evangelische Seite mit dem Gespräch nicht zufrieden ist. Ich finde, es sind auch sehr hohe und überzogene Erwartungen an die ökumenische Seite formuliert worden. Günther Beckstein hat die Kritik noch einmal deutlich gemacht an dem Punkt, wo er sagt, mit den Orthodoxen wird darüber geredet, dass ein gemeinsames Abendmahl möglich wird und mit uns wird das Thema ausgeschlossen. Da scheinen schon tiefgehende Verletzungen da zu sein und ich sage mal, insgesamt haben sich, glaube ich, alle Kongressteilnehmer mehr erwartet und mehr erhofft, als das, was letztendlich schriftlich fixiert werden kann und dennoch bleibt, dass es ein großartiger Zug war und dass er uns als Katholiken und sicherlich auch der Christengemeinschaft gut getan hat. Denn es zeigt, welche Mobilisierungskraft in einem solchen Besuch drin steckt.

domradio.de: Wie geht es jetzt weiter in der Ökumene, gerade auch in Bezug auf das ehrenamtliche Engagement?
Kortmann: Wir sind als ZdK mit unseren evangelischen Partnern ganz stark im Austausch und haben auch ein hohes Interesse einen dritten ökumenischen Kirchentag durchzuführen, wann das genau sein wird, das Lutherjahr wird ersteinmal abgewartet, das müssen wir alles noch fixieren, aber da gibt es ganz viel Austausch und der zweite ökumenische Ehrenamtskongress, den wir jetzt durchgeführt haben, der zeigt ja auch, dass es an der Basis viel mehr an Gemeinsamkeiten und Austausch gibt. Die Fragen für Ehrenamtliche sind in beiden Kirchen die gleichen: Ersetzen wir bestehende Personalstellen, werden wir die Lückenfüller oder die Frage nach mehr Qualifizierung, die ganz wichtig ist. Immer mehr sind in der unmittelbaren Seelsorge oder in dem Dienst am Nächsten tätig, brauchen Unterstützung oder Fortbildung, brauchen Supervision, brauchen klare Tätigkeitsbeschreibungen und eine gute Anerkennungsstruktur, sie brauchen Zeugnisse, um auch gegenüber anderen zukünftigen Arbeitgebern deutlich zu machen, dass der Einsatz, den sie ehrenamtlich in den kirchlichen Strukturen leisten und geleistet haben, eben nicht nur Gottes Dank verdient, sondern auch eine Anerkennung in der weiteren beruflichen Laufbahn. Über solche Dinge haben wir geredet und da bin ich ganz optimistisch, dass wir da nie trennen zwischen den protestantischen und den katholischen Ansätzen, sondern dass es uns um die Sache geht, was hat das Christentum an besonderem Ehrenamt anzubieten und wie können wir das auch sichtbar machen.