Papst würdigt Speyerer Dom

Größte romanische Kirche der Welt ist 950 Jahre alt

Er gilt als größte noch erhaltene romanische Kirche der Welt: Der Kaiser- und Mariendom in Speyer. Jedes Jahr zieht der Dom anderthalb Millionen Besucher aus aller Welt in seinen Bann. Zum 950-jährigen Weihejubiläum würdigt Papst Benedikt XVI. den Speyrer Dom als herausragendes Zeugnis des katholischen Glaubens und der Marienverehrung.

 (DR)

Der Dom sei über Jahrhunderte hinweg Ort feierlicher Zeremonien mit Kardinälen, Bischöfen und Fürsten gewesen und habe zugleich den einfachen Gläubigen geistliche Nahrung gegeben. Vor rund 2.000 Gottesdienstbesuchern verlas Kurienkardinal Walter Kasper bei dem Festgottesdienstag am Sonntag die Botschaft von Papst Benedikt XVI.. Darin fordert dieser die Gläubigen auf, in einer krisenhaften Welt ein mutiges Zeugnis des Glaubens zu geben. Zu den Festgästen zählten Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).



"Gott ist das Fundament, das bleibt"

Kardinal Kasper mahnte, den Gottesglauben in für die Kirche schwierigen Zeiten nicht aufzugeben. "Gott ist das Fundament, das bleibt und allem Wechsel standhält", sagte der langjährige Ökumene-Beauftragte des Vatikan. Das Grundproblem der Kirche sei heute nicht, dass sie sich "zuwenig der Zeit, sondern dass sie sich zuwenig Christus angleicht".



Der Festgottesdienst beschloss das kirchliche Programm zum Salierjahr, mit dem die Stadt Speyer ein Dreifachjubiläum begeht: die Weihe des Doms unter Kaiser Konrad II. am 4. Oktober 1061, die Krönung des letzten Salierkaisers Heinrich V. im Jahr 1111 in Rom und die Verleihung der Bürgerfreiheit im gleichen Jahr.





Kardinal Kasper verwies auf die europäische Dimension des Speyerer Doms, der größten erhaltenen romanischen Kirche der Welt, die ein Zeugnis des christlichen Europas sei. Auch für ein krisengeschütteltes Europa müsse Gott das Fundament sein, auf dem das europäische Haus weiter aufgebaut werden solle. Die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen sei die große Familie Gottes in und aus allen Völkern.



Kardinal Kasper leitete das Pontifikalamt im Dom, das live im ZDF übertragen wurde. Zelebranten in der Eucharistiefeier sind unter anderem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der aus der Pfalz stammende emeritierte Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Pérriset. Insgesamt 18 Bischöfe waren in den Dom gekommen. Während der Feier wird die vom Eichstätter Domkapellmeister Christian Heiß komponierte "Missa festiva spirensis" für Chor, Bläser und Orgel uraufgeführt.



Der Dom sei Weltkulturerbe, Kaisergrablege und eines der imposantesten Bauwerke der Romanik, sagte der Speyerer Weihbischof und Dompropst Otto Georgens. Mit seiner Größe und Formensprache fasziniere das Bauwerk jeden Besucher. "Die Menschen spüren, dass sie hier mit Gott in Berührung kommen können", fügte Georgens hinzu. Für die ganze Region sei der Kaiserdom von enormer Bedeutung.



Großbildmonitore zeigen den Gottesdienst im Domgarten

Das Bistum lies für den Jubiläumsgottesdienst Großbildmonitore im Domgarten errichten.



Nach dem Gottesdienst wurde erstmals seit der Amtseinführung von Ortsbischof Karl-Heinz Wiesemann wieder der Domnapf, eine große Steinschale vor dem Dom, mit 1.000 Litern Wein für die Mitfeiernden gefüllt. Der Rebensaft stammt natürlich aus der Pfalz - die Trauben für den "Domnapf Cuvée" sind in Kirrweiler gewachsen. An den Festsonntag schließt sich eine Wallfahrtswoche an, zu der bis zum 9. Oktober täglich bis zu 2.000 Pilger im Dom erwartet werden. An jedem Wallfahrtstag steht eine bestimmte Gruppe im Mittelpunkt - von Ehejubilaren, Familien und Jugendlichen über kirchliche Mitarbeiter und Verbände bis hin zu Kirchenchören. Für die Versorgung der Pilger und das Rahmenprogramm wird vor dem Dom ein Zeltensemble aufgebaut, das mit seiner Silhouette an den verloren gegangenen mittelalterlichen Kreuzgang erinnern soll.



Startschuss für Wallfahrtswoche

Der Dom gehöre nicht der Vergangenheit an: Er sei seit 950 Jahren auch geweihte Kirche, in dem tagtäglich Menschen Gottesdienst feiern und beten, betonte Weihbischof Georgens. Deshalb stehe für das Bistum die historische Rückschau im Jubiläumsjahr nicht an erster Stelle. Es gebe zwar eine Reihe von Veranstaltungen, die die kulturhistorische Bedeutung des Domes würdigten. Doch das Bistum wolle das Jubiläumsjahr vor allem als geistliches Jahr unter dem Leitwort "Gottes Tempel seid ihr" feiern. Das sei auch das Anliegen des Domweihjubiläums und der anschließenden Wallfahrtswoche: Möglichkeiten und neue Räume zu schaffen für die Begegnung mit Gott.