Geburtstags-Interview mit Prälat Dr. Wilhelm Imkamp

"Mir liegt dieses Zeitgeistgehechele nicht"

Geboren ist er am Niederrhein als Sohn eines Tabakfabrikanten. In Rom wurde er zum Priester geweiht. Seit 1988 ist er der Direktor der Wallfahrt in Maria Vesperbild im Bistum Augsburg: Prälat Doktor Wilhelm Imkamp. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag. Ein Interview.

Prälat Imkamp: Ein Geistlicher mit Humor (KNA)
Prälat Imkamp: Ein Geistlicher mit Humor / ( KNA )

domradio.de: Herr Prälat, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Wie begehen Sie denn heute Ihren Ehrentag?

Imkamp: Ich denke, ganz normal. Das Brevier für den Vormittag habe ich schon gebetet, es folgt dann gleich die Heilige Messe und ich denke nicht, das ich heute irgendeinen Unterscheid mache zu sonstigen Tagen, denn der Geburtstag ist in erster Linie der Tag, an dem man der Eltern gedenken und sich ganz besonders bei den Müttern bedanken sollte. Und hier am Marienwallfahrtsort danke ich natürlich auch der Mutter Gottes, der Mutter von uns allen.



domradio.de: Wir schauen ein wenig zurück auf Ihre Biografie: Gebürtig stammen Sie eigentlich vom Niederrhein. Wie sind Sie denn von dort in das Bistum Augsburg gelangt?

Imkamp: Der damalige Aachener Bischof Hemmerle hat nach Abschluss meiner Promotion beschlossen, dass ich an die Uni gehen sollte und zwar an den Lehrstuhl Brandmüller in Augsburg. Da war ich dann auch, das war eine wunderschöne Zeit, ich muss allerdings zugeben, dass ich mehr Zeit mit der Krankenhausseelsorge im nahegelegenen Vincentinum verbracht habe als an der Uni. Trotzdem war es eine wertvolle Zeit, während derer ich verschiedene Aufgaben vom damaligen Bischof Stimpfle übertragen bekommen habe und bin dann so langsam in die Diözese hineingerutscht.



domradio.de: Sie werden nicht selten als PR-Mann Gottes bezeichnet und haben einmal gesagt: "Ich möchte zeigen, dass der traditionelle Katholizismus moderne Antworten zu geben weiß" - Was genau meinen Sie damit?

Imkamp: Katholizismus und Katholischsein wird immer mit Spießig- und Rückständigkeit identifiziert. Dabei ist der Katholizismus etwas absolut Nonkonformistisches und diese Linie muss man deutlich auszeigen. Für mich ist der Prototyp des modernen Katholiken Gilbert Keith Chesterton, der leider hauptsächlich durch die Geschichten um Pater Brown bekannt ist, der aber viele andere großartige Sachen geschrieben hat. Und Chesterton zeigt, wie nonkonformistisch gerade die katholische Tradition ist und sein kann und auch ’rüberkommen sollte. Mir liegt dieses Zeitgeistgehechele nicht, und vor allen Dingen nicht die Haltung: "Ich bin katholisch, entschuldigen Sie bitte, soll nicht wieder vorkommen". Das gibt’s hier nicht!



domradio.de: Der Wallfahrtsort Maria Vesperbild wird an manchen Tagen von Zehntausenden von Pilgern aufgesucht. Was zieht da so viele Menschen an?

Imkamp: Vor allen Dingen ist das an Mariahimmelfahrt der Fall, also am 15. August. Es kommen da sicherlich verschiedene Dinge zusammen: Das ist zuerst einmal das großartige Gemeinschaftserlebnis an der Grotte im Wald. Dazu kommt die Person des zelebrierenden Bischofs. Das bisherige Spitzenergebnis lag an dem Tag, an dem vor Jahren Kardinal Meisner, Ihr Kölner Boss, hier aufgetreten ist - da waren fast 18.000 Menschen da. Und es ist auch die wachsende Erfahrung der Nähe der Gottesmutter, Sie erleben hier die Gottesmutter als Mutter der Schmerzen und als Unsere Liebe Frau von Fatima. Sie sehen hier also mehrere Antlitze der Gottesmutter und auch die Leidenserfahrung ist voll integriert in die emotionale Frömmigkeit dieser Wallfahrt. Und das ist sehr intensiv.



domradio.de: Papst Benedikt hat in den vergangenen Tagen Deutschland besucht. Die Reaktionen sind dazu sehr unterschiedlich. Hatten Sie auch bestimmte Erwartungen an den Papstbesuch und haben sich diese erfüllt?

Imkamp: Erstens hatte ich keine bestimmten Erwartungen an den Papstbesuch. Der Papst ist ja nicht der Aushilfskellner, der für einen Lieferservice Bestellungen abarbeitet. Und zweitens sind geteilte Reaktionen eigentlich positiv: Das Schlimmste, was dem Papst und der Kirche überhaupt passieren kann, ist, dass ihre Worte und ihre Botschaft im Zeitgeistlob ersäuft werden und sozusagen zu Tode gelobt werden.



Das Interview führte Christian Schlegel.



Hintergrund

Prälat Dr. Wilhelm Imkamp (geboren 1951 in Kaldenkirchen / Niederrhein) ist Theologe und Dogmen-historiker und seit 1988 Wallfahrtsdirektor des bayerisch-schwäbischen Wallfahrtsortes Maria Vesperbild (Bistum Augsburg).



Seit 1983 ist Imkamp Consultor der Heiligsprechungskongregation, zuletzt 2008 vom Papst für weitere 5 Jahre berufen. Er ist seit 1996 Ehrendomherr Konkathedrale Kwidzyn Elbing (Marien-werder). 2009 wurde er vom Papst außerdem zum Consultor der Gottesdienstkongregation ernannt. Imkamp ist seit 2003 korrespondierendes Mitglied der päpstlichen Theologenakademie in Rom. 2006 ernannte ihn der Papst zum päpstlichen Ehrenprälaten. Imkamp ist Komtur im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. 2008 wurde er zum Ehrenkonventualkaplans des Souveränen Malteser Ritterordens investiert.



Am 23.9.2006 wurde Imkamp vom Bayerischen Landessportverbande mit der Verdienstplakette in Gold ausgezeichnet. Imkamp ist der 27. Träger der schwäbischen "Riegele-Bierkette", die am 23.04.2010 feierlich übergeben wurde!