Eindrücke einer rundum gelungenen Amtseinführung in Berlin

Nun Berliner "mit rheinischem Migrationshintergrund"

In Kardinalsrot und Bischofsviolett präsentierte sich am Samstag erneut die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Anders als bei der Bestattung von Kardinal Georg Sterzinsky kamen die rund 35 katholischen Würdenträger und über 2.000 Gäste aus Politik und Gesellschaft nun aber aus freudigem Anlass. Zusammen mit dem Erzbistum Berlin feierten sie den Amtsantritt des neuen Erzbischofs.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Unter Klängen von Haydn und Mozart ist Rainer Maria Woelki die Anspannung anzusehen. Als der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Perisset, ihm das päpstliche Ernennungsschreiben überreicht, scheint der 55-Jährige für den Bruchteil einer Sekunde zurückzuschrecken, bevor er das Dokument entgegennimmt. Zwar bescheinigt Benedikt VI. ihm darin "bewährte Gaben des Geistes und des Herzens" und reichliche Erfahrung in pastoralen Angelegenheiten.

Als das Berliner Domkapitel ihm das Amt des Hauptstadtbischofs antrug, sei ihm ob der damit verbundenen Verantwortung doch "ziemlich schwummrig" geworden, hat Woelki zugegeben.



Die neue Aufgabe wird für den früheren Kölner Weihbischof nicht immer einfach sein, wie schon in den Grußworten aus Politik und Kirche anklingt. Bei allem Lob für das Engagement der Kirchen in

Bildungs- und Sozialeinrichtungen erinnert die Berliner Bürgermeisterin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) daran, dass der rot-rote Senat mit ihnen "nicht immer übereinstimmt". Was die Stadtentwicklungssenatorin damit meint, lässt sie offen. Der Religionsunterricht oder die Finanzierung der kirchlichen Schulen sind jedenfalls weiter strittig. Weihbischof Matthias Heinrich spricht gar von einer "kämpferischen Gottesvergessenheit" in Teilen der Gesellschaft, als er den neuen Hirten dem Erzbistum in der Zeremonie der Amtseinführung präsentiert.



Viel Zuspruch

Zugleich erfährt Woelki auch viel Zuspruch. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bescheinigt ihm Ideenreichtum und "eine herzliche Art, auf Menschen zuzugehen". Kardinal Joachim Meisner, selbst einst Berliner Bischof, versichert ihn der "geistlichen Solidarität" des Erzbistums Köln, nicht ohne ihn zugleich zu mahnen, "schnell ein wirklicher und redlicher Berliner zu werden".



In seinem neuen Amt hat Woelki auch eine handfeste Stütze seines Herkunftsbistums. Es ist der Bischofsstab, den ihm der Kölner Kardinal zum Abschied geschenkt hat. Ihn überreicht Meisner höchstpersönlich, nachdem Woelki zu Beginn des Gottesdienstes auf dem Berliner Bischofsstuhl Platz genommen hat. Mit der "Inthronisation" hat er das Amt offiziell übernommen.



Willkommensgruß des protestantischen Glaubensbruders

Woelkis anfängliche Nervosität schwindet zusehends. Vielleicht hat der Willkommensgruß des evangelischen Landesbischofs Markus Dröge das Eis gebrochen. Als der frühere Koblenzer auf den gemeinsamen "rheinischen Migrationshintergrund" verweist, mischen sich erstmals Applaus und Lachen in dem Gotteshaus. Als Geschenk für "Bruder Woelki" hat Dröge einen Ratgeber dabei, der Berliner Witz mit rheinischem Humor vergleicht.



In seinen Dankesworten zahlt Berlins neuer Oberhirte mit gleicher Münze zurück. "Wenn Sie sich auf ein Kölsch einlassen, sind Sie herzlich willkommen", antwortet er seinem evangelischen Amtsbruder. Und lädt den griechisch-orthodoxen Archimandriten Emmanuel Sfiatkos gleich noch dazu, der sich in seinem Grußwort als Kind des Ruhrgebiets outet.



In einem Bistumsfest setzt sich die Amtseinführung rund um die Kathedrale fort. Zahlreiche Gläubige haben die Feier auf einer Leinwand vor dem Gotteshaus mitverfolgt. Ihrem neuen Erzbischof können sie nun persönlich die Hand schütteln.