Papst ist in Madrid gelandet

Weltjugendtag in angespannter Lage

Papst Benedikt XVI. ist in Spanien eingetroffen. Nach einem gut zweistündigen Flug landete er kurz vor 12.00 Uhr am Flughafen Barajas in Madrid. Er komme nicht nur für jene Jugendlichen, die ohnehin schon glauben, stellte der Papst in seiner ersten Ansprache in Madrid klar, sondern auch für die Suchenden.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Bei bewölktem Himmel und warmen Temperaturen wurde er auf dem Flugfeld von König Juan Carlos von Spanien und dessen Gemahlin Sophia sowie vom Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, begrüßt. Am Rollfeld fanden sich neben Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero und weiteren Politikern auch etwa 30 spanische Kardinäle und Bischöfe sowie mehrere Hundert Gläubige ein.



Benedikt XVI. geht auf spanische Jugendarbeitslosigkeit ein

Ein Weltjugendtag biete immer die besondere Gelegenheit, die Ideen von Jugendlichen aus aller Welt zusammenzutragen, um eine bessere Welt zu schaffen, sagte Benedikt XVI. laut einem vorab verbreiteten Redemanuskript. Er freue sich, den jungen Leuten zuzuhören, aber auch mit ihnen zu beten und die Heilige Messe zu feiern. Gleich in seiner ersten Rede erwähnte der Papst das Problem der Jugendarbeitslosigkeit, die in Spanien mit 40 Prozent die höchste Europas ist. Mutig zum eigenen Glauben zu stehen, dazu lud der Papst die Jugendlichen ein. Den eigenen Glauben dann auch weiterzutragen, sei ein "wunderbares Abenteuer".



Nach einer Begrüßungsansprache war die Weiterreise in die Apostolische Nuntiatur vorgesehen, wo der Papst bis Sonntag wohnt. Für Donnerstagabend steht die erste große Begegnung mit Weltjugendtagsteilnehmern auf der Plaza de Cibeles auf dem Programm. Zum Abschlussgottesdienst am Sonntag werden mehr als eine Million Teilnehmer erwartet.



WJT fällt in Phase von landesweiten Protesten

Weltjugendtag und Papstbesuch fallen in eine Phase von landesweiten Protesten. Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hat nach Massendemonstrationen gegen seine Sparpolitik und gegen die hohe Arbeitslosigkeit für den 20. November Neuwahlen angekündigt. Sein linksliberaler Kurs und seine Gesellschaftsreformen mit Homo-Ehe, Express-Scheidung und Liberalisierung der Abtreibung hatte zu Dauerproblemen mit der katholischen Kirche geführt.



Unterdessen haben die "Indignados" ("Empörten") der Protestbewegung "Echte Demokratie jetzt" nun auch den Papst zum Feindbild erhoben.

Um seinetwillen habe die Madrider Stadtverwaltung die Besetzer vom Zentralplatz Puerta del Sol vertrieben. Daher haben sie zum Papstbesuch zu neuen Demonstrationen aufgerufen: gegen die Räumung des Platzes, gegen die Kosten des Jugendtreffens, gegen die Missbrauchsskandale und überhaupt gegen die Kirche.



Vier Großveranstaltungen live auf domradio.de

Fraglich ist, wie viel die angemeldeten 440.000 Weltjugendtagsgäste aus 192 Ländern von dieser aufgeheizten Situation mitbekommen. Das Kirchentreffen begann am Dienstag; zwei Tage später kommt der Papst an. Bis Sonntag trifft er bei vier Großveranstaltungen mit den jungen Katholiken zusammen. Er wird das Motto "Verwurzelt und aufgebaut in Christus, fest im Glauben" betonen: Das Treffen soll nicht nur dem Austausch der Teilnehmer dienen, sondern auch in die Universalkirche und in die Gesellschaft hineinwirken.



Es ist die 20. Auslandsreise von Benedikt XVI. und sein dritter Besuch in Spanien. Erster großer Programmpunkt am Donnerstagnachmittag ist ein Willkommensfest auf der zentralen Plaza de Cibeles. Am Freitagmorgen stattet der Papst dem Spanischen König Juan Carlos einen Höflichkeitsbesuch im Zarzuela-Palast ab. Danach trifft er im 50 Kilometer entfernten Kloster El Escorial junge Ordensfrauen und junge Universitätsdozenten. Am Abend ist in Madrid eine große Kreuzwegandacht vorgesehen - mit Passionsfiguren, die aus dem ganzen Land herbeigebracht werden. In diese Veranstaltung will sich Spanien mit seiner großen katholischen Tradition in besonderer Weise einbringen.



Beichtvater für vier Jugendliche

Am Samstag amtiert Benedikt XVI. zunächst als Beichtvater und spendet einigen Jugendlichen das Bußsakrament. Danach feiert er mit jungen Seminaristen eine Messe. Die größte und abschließende Veranstaltung des Weltjugendtags beginnt am Abend mit einem Gebetsgottesdienst auf dem alten Flughafengelände Cuatro Vientos. Anders als in früheren Jahren mündet die Feier nicht in Musik und Gesänge, sondern in eine Eucharistische Anbetung. Am Sonntag feiert der Papst dann die Schlussmesse, zu der rund eine Million Teilnehmer kommen sollen.



Zuvor steht noch eine Begegnung mit Zapatero auf dem Besuchsprogramm, sicher einer der schwierigeren Punkte des Reiseprogramms. Der Papst empfängt den Ministerpräsident am Freitag in der Nuntiatur zu einer Unterredung. In den vergangenen Tagen war es auffallend ruhig im Verhältnis zwischen Staat und Kirche geworden. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Regierung vor den Wahlen die Katholiken nicht zusätzlich verprellen will. Umgekehrt braucht die Kirche die Regierung für einen guten Verlauf des Jugendtreffens.



Es spricht daher vieles dafür, dass die angespannte politische Lage wenig Auswirkungen auf das Kirchenereignis hat. Umgekehrt dürfte sich der Papst mit Äußerungen zu inneren Angelegenheiten in Spanien zurückhalten. Denn schließlich soll das Treffen der katholischen Jugend ein geistliches Ereignis werden.