Christen zufrieden über Prozesseröffnung gegen Mubarak

"Pharao" vor Gericht

Christenvertreter in Ägypten haben die Eröffnung des Verfahrens gegen den früheren Staatspräsidenten Hosni Mubarak mit Genugtuung kommentiert. Damit beginne eine neue Ära für das moderne Ägypten, sagte der koptische Bischof Kirollos.

 (DR)

Es sei Ausdruck einer "neuen Ordnung, in der Recht und Gerechtigkeit unterschiedslos für alle Bürger gelten", sagte Kirollos in einem Interview mit der italienischen Zeitung "Il Tempo" (Donnerstag).  Er ist Bischof von Nag Hammadi, einer Stadt rund 130 Kilometer von Luxor entfernt



Zugleich könne der erste Prozess gegen einen früheren Herrscher die "Gemüter der Ägypter beruhigen", insbesondere die der Familien der "Märtyrer der Revolution", so der koptische Bischof. Der anglikanische Bischof Andre Zaki bezeichnete das Verfahren als "Ausdruck von Zivilisation". Es gehe um eine Anwendung von Recht ohne Ansehen der Person. Damit ende eine "Ära der Repression"; das Land entwickle sich nun in Richtung einer Demokratie.



Einmalig in ägyptischer Geschichte

Der koptische Autor Samir Morqus sagte "Il Tempo": "Zum ersten Mal in der Geschichte Ägyptens und der arabischen Welt überhaupt wurde ein Herrscher durch den Willen des Volkes abgesetzt, und nicht bei einer Palastrevolution getötet oder infolge einer ausländischen Invasion aus dem Amt gejagt."



Gegen den gestürzten ägyptische Staatschef Hosni Mubarak war am Mittwoch in der Hauptstadt Kairo der Prozess eröffnet worden. Dem 83-Jährigen werden die Anordnung von Gewalt gegen Regierungsgegner sowie Amtsmissbrauch vorgeworfen. Zum Prozessauftakt wies er alle Anschuldigungen zurück und plädierte auf nicht schuldig. Mubarak verfolgte die Verhandlung von seinem Krankenbett aus. Der langjährige Staatspräsident war am 11. Februar unter dem Druck wochenlanger Proteste zurückgetreten.