Unionspolitiker Brähmig verteidigt Ethik-Tourismus-Appell

Cocktail unter Diktator-Palmen

Ethische Standards im Tourismus fordert der CDU-Politiker Klaus Brähmig von Urlaubern wie Reiseveranstaltern. Im Interview mit domradio.de verteidigt der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Tourismus seinen Vorschlag.

 (DR)

Er sei zwar gegen Boykottaufrufe, sagte Brähmig zuvor der Zeitung "Die Welt". Doch die Veranstalter sollten in Reisekatalogen "freiwillig auch darauf hinweisen, wie es ein Land unter anderem mit den Menschenrechten hält". Auch Urlauber trügen eine sehr große ethische Verantwortung. "Wir müssen uns fragen, ob es sinnvoll ist, in Länder zu reisen, die von einem diktatorischen Regime regiert werden."



Am Beispiel Tunesiens verwies Brähmig auf eine enge Verflechtung des Tourismussektors mit der Korruption autoritärer Regime. So habe der gestürzte Präsident Ben Ali vor allem mit den großen Unternehmen der Branche Geschäfte gemacht. Nach der Revolution kämen nun auch kleinere Reiseveranstalter zum Zug und schafften Arbeitsplätze.



"Insofern ist der Tourismus immer auch politisch." Er gönne jedem seinen Urlaub, so Brähmig. "Aber was ist das für ein Gefühl, in einer noblen Hotelanlage unter Palmen seinen Cocktail zu trinken, und draußen vor der Mauer leben die Menschen in Unfreiheit?"



"Warum Butter aus Dänemark?"

Andererseits gebe ein verantwortungsvoller Tourismus Ländern wie Tunesien eine Perspektive. Wichtig sei aber, dass die Veranstalter die Bevölkerung vor Ort mit einbezögen, einheimische Mitarbeiter schulten und Produkte aus der Region verwendeten. "Warum muss ein Hotel in Südafrika Butter aus Dänemark servieren?", so der Tourismuspolitiker.



Klaus Brähmig ist Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Tourismus. Seit 1990 ist er Mitglied im Deutschen Bundestag und war lange Zeit tourismuspolitischer Sprecher seiner Fraktion.