Julia Klöckner zur Bedeutung von Fronleichnam

Eine Verfechterin der kirchlichen Feiertage

Morgen begehen Katholiken weltweit das Fronleichnamsfest, dennoch ist der Tag kein bundesweiter gesetzlicher Feiertag. Julia Klöckner, Vorsitzende der CDU-Fraktion Rheinland-Pfalz und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, spricht im domradio.de-Interview über die Bedeutung der Feiertage und die Prägung unserer Gesellschaft durch das Christentum.

 (DR)

domradio.de: Frau Klöckner, was bedeuten Ihnen Feiertage?

Julia Klöcker: Es gibt sicherlich eine innerweltliche Ebene, das heißt, man hat nicht die üblichen Termine, man hat in der Regel auch frei, zumindest wenn man angestellt ist. Wir als Politiker haben ja selten frei, weil wir auch auf Festen erwartet werden. Aber Feiertage haben auch einen Gottesbezug und einen Glaubensbezug. Ich nutze natürlich die kirchlichen Feiertage, um in den Gottesdienst zu gehen, um mich einzulassen auf das Kirchenjahr. Gerade jetzt nach Ostern haben die Feiertage eine große und besondere Bedeutung, was die Gottverbundenheit angeht. Ich erinnere mich zum Beispiel, wie ich als Kind an Fronleichnam mit meinem Bruder und mit Freunden zusammen die Blumenteppiche geschmückt habe in unserer Gemeinde. Und wie ich dann später als Lektorin in der Kirche mitgewirkt habe oder aber auch bei der Prozession mit dem Musikverein die entsprechenden Lieder spielte: Großer Gott, wir loben dich und viele andere auch. Also, die Feiertage haben etwas gesellschaftliches, etwas sehr persönliches aber auch etwas strukturelles, sie ordnen das Jahr.



domradio.de: Fronleichnam ist ja nicht überall ein Feiertag ...

Klöcker: Ja, das ist natürlich in jedem Jahr eine Debatte, es gibt ja auch weitere Feiertage, die nicht in der ganzen Bundesrepublik Feiertage sind, das habe ich vor allen Dingen intensiv erlebt bei meinen Mitarbeitern in Berlin, als ich noch Bundestagsabgeordneter war: Die einen mussten arbeiten in Berlin, die anderen hatten Feiertag in Rheinland-Pfalz. Die Frage ist natürlich, wie wir damit in Zukunft umgehen, ich bin eine große Verfechterin der kirchlichen Feiertage, nicht etwa, weil man dann ein verlängertes Wochenende machen und die Füße hochlegen kann, sondern weil man sich bewusst wird, nicht nur über die Kultur, sondern die Prägung und die Verwurzelung unserer Gesellschaft. Und die Frage ist auch, ob wir es uns leisten können in unserer Gesellschaft, dass die einen arbeiten und die anderen nicht. Ich glaube schon, denn die Leistungsfähigkeit hat nicht nur etwas mit der Quantität, sondern auch etwas mit Qualität zu tun. Und vielleicht lädt man den Akku just an einem solchen Feiertag auf.



domradio.de: Würden Sie denn für einen bundesweiten gesetzlichen Feiertag Fronleichnam plädieren?

Klöcker: Ich fände es sicherlich passend, dass die gesetzlichen Feiertage einheitlich sind in der Bundesrepublik, wohl wissend auch, dass es nicht nur gläubige oder christliche gläubige Menschen gibt. Aber dass unsere Gesellschaft sehr stark durch das Christentum geprägt ist, das ist ja unbestreitbar.



domradio.de: Müssen wir denn hin zu einer neuen Sonntagskultur?

Klöcker: Also, ich wage es nicht zu beurteilen für alle Menschen, weil ich nicht in jedes Haus reinschauen kann. Aber ich bin auch eine Verfechterin der Sonntagsruhe, was z.B. die Ladenöffnungszeiten anbelangt. Es muss auch noch eine andere Freizeitgestaltung am Sonntag geben als durch die Fußgängerzone bei offenen Geschäften zu schlendern. Der Euro ist ja nur einmal da und verdoppelt sich nicht dadurch, dass die Geschäfte auch Sonntags geöffnet haben. Es gibt außerhalb der Geschäftigkeit so viele andere Dinge, die den Familien und den Menschen guttun.

Interview: Susanne Becker-Huberti