Illegale Bischofsweihe in China verschoben

Einlenken oder Kalkül?

In China ist eine angekündigte Bischofsweihe ohne Zustimmung des Vatikan offenbar verschoben worden. Wie die asiatische katholische Nachrichtenagentur Ucanews meldet, wurde der Bischofskandidat Joseph Shen Guo'an über die Absage "informiert", nicht aber über die Gründe oder über einen neuen Termin.

 (DR)

Der römische Pressedienst Asianews (Dienstag) bestätigte den Vorgang und berief sich auf Aussagen mehrerer chinesischer Untergrundpriester. Ucanews zufolge hatte sich die Kunde von der Absage durch Regierungsbeamte bereits seit dem Wochenende in Kirchenkreisen verbreitet. Ursprünglich sollte der 50-jährige Shen am Donnerstag in Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hebei von der regierungstreuen Patriotischen Vereinigung zum Bischof geweiht werden.



Der Ehrenpräsident der Patriotischen Vereinigung, Liu Bainian, hatte laut Asianews zuvor gesagt, der Vatikan werde sich hoffentlich "nicht in die Tätigkeit selbst gewählter und ordinierter Bischöfe einmischen". Demgegenüber erklärte der Sekretär der vatikanischen Missionskongregation, Erzbischof Savio Hon Tai-Fai, der Papst und die katholische Kirche in China seien besorgt über den Vorgang. Die Gläubigen des Bistums Hankou wie auch der Weihekandidat Shen Guoan hätten die Regierung und die Patriotische Vereinigung gebeten, von der Weihe abzusehen.



Stimmen aus der papsttreuen Untergrundkirche zeigten sich erleichtert über die Absage. Zuvor hieß es, papsttreue Priester der Diözese sowie Bischöfe umliegender Diözesen würden unter Druck gesetzt, an der Zeremonie teilzunehmen. "Es ist gut, wenn die Dinge nun in kluger Weise behandelt werden, ohne dass kirchliche Gesetze verletzt werden", zitiert Ucanews Anthony Lam Sui-ki, einen führenden Wissenschaftler des kirchlichen Heiliggeist-Zentrums in Hongkong.



Bischofsstuhl seit 2007 vakant

Shen ist laut Ucanews seit 1988 Priester und arbeitete bislang in der Gemeindeseelsorge. Er sei Vize-Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung von Hebei und seit 2008 von dieser zum Bischofsamt ausersehen. Der Bischofsstuhl von Wuhan ist seit dem Tod von Bischof Bernardine Dong Guangqing 2007 vakant. Dong war 1958 einer der ersten beiden Bischöfe, die ohne päpstliche Genehmigung geweiht wurden; erst 1984 erkannte Papst Johannes Paul II. den Franziskaner als Bischof an.



Rund 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China sind Katholiken. Sie sind in zwei Gruppierungen geteilt: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst. Die "patriotischen Christen" können seit 1957 beziehungsweise wieder seit Ende der chinesischen "Kulturrevolution" (1966-1976) mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die Mitglieder der "Untergrundkirche" kommt es dagegen regelmäßig zu staatlichen Sanktionen.



In der Praxis ist die scharfe Grenzziehung zwischen den beiden Gruppierungen in den vergangenen Jahren allmählich verschwommen. Bis auf wenige Ausnahmen waren bis zu einer unerlaubten Bischofsweihe Mitte November inzwischen auch die meisten patriotischen Bischöfe vom Vatikan anerkannt. Den neuen Kurs Pekings werten Beobachter als eine ernsthafte Gefährdung des zuletzt Erreichten.