"Ich bin überzeugt davon, dass Gott will, dass wir uns auf den Weg der Einheit machen", erklärte zu Beginn des Dresdner Kirchentags Bischof Joachim Reinelt. Im domradio.de- Interview spricht er über sein Ökumene-Plädoyer, seine Erwartungen an den Papstbesuch und weitere Schritte auf dem Weg zur Christeneinheit.
domradio.de: Wie erleben Sie den Kirchentag?
Bischof Joachim Reinelt: Normalerweise heißt es: Trinitatiskirche, das ist eine evangelische Kirche; Marienkirche, das ist eine katholische Kirche. In Dresden ist es umgekehrt. Die Marienkirche, die Frauenkirchen vor der wir stehen, ist eine evangelische; die Trinitatiskirche ist unsere Kathedrale. Das sind schöne Zeichen - und gar nicht so nebensächlich: Hier funktioniert Einiges, einfach weil wir beide nicht so viele sind. 25 Prozent sind insgesamt Christen, das ist natürlich schmerzlich. Aber das führt auch zusammen.
domradio.de: Die Christen, die wir hier erleben, haben kein Problem mit evangelisch oder katholisch - erleben Sie das auch so?
Reinelt: Ganz sicher: Die Auswahl, die sich bei einem solchen Evangelischen Kirchentag trifft - es sind auch eine ganze Reihe Katholiken dabei - hat in erster Linie eine Frage: Wie kann unser Glaube in dieser Welt von heute in Deutschland tatsächlich akzeptabel werden für diejenigen, die nicht mehr glauben. Und das führt uns zusammen.
domradio.de: Welche Brücken kann der Papst bei seinem Besuch im September noch schlagen?
Reinelt: Er kann alles noch einmal bewusst bejahen, was wir gemeinsam haben. Das wird er auch tun. Das sollen wir Bischöfe eigentlich immer tun - immer wieder. Wenn das nicht im Bewusstsein bleibt, dann bleibt der Eindruck einer tiefen Spaltung. Und das ist gegen den Heiligen Geist.
domradio.de: Was können die nächsten Schritte auf diesem schwierigen Weg der Ökumene sein?
Reinelt: Die Frage der Ämter, der Weihe muss jetzt angegangen werden. Hier muss Klarheit geschaffen werden. Das ist eine Möglichkeit. Wir haben Chancen. Es gibt Hindernisse, die tun noch weh; manche Schritte sind gegangen worden, ohne dass wir uns abgestimmt haben, das ist schade, das ist schmerzlich. Trotzdem sind es keine unüberwindlichen Hindernisse.
domradio.de: Sie hier vor Ort kommen mit Ihrem evangelischen Kollegen bestens aus?
Reinelt: Jochen Bohl ist für mich wirklich ein Bruder. Er würde genau das auch umgekehrt sagen. Ich habe das hier an der Frauenkirche erlebt: Wir haben die Urnen dem Märtyrer und seinen beiden Mitbrüdern an der Frauenkirche vorbeigetragen als Vorbereitung der Seligsprechung am Pfingstmontag (Anm. d. Red.: Der katholische Priester Alois Andritzki wird dann seliggesprochen). Und der evangelische Landesbischof hat hier eine Rede vor uns 2.000, 3.000 Katholiken gehalten - und unsere Leute waren tief berührt und begeistert.
Das Gespräch führte domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.