Zahl der behinderten Menschen deutlich gestiegen

Jede(r) Zehnte

Die Zahl behinderter Menschen in Deutschland steigt. Im Jahr 2009 lebten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 9,6 Millionen Behinderte in der Bundesrepublik. Das waren 11,7 Prozent der Bevölkerung. Gegenüber 2005 ist dies ein Anstieg um rund 900.000 Menschen oder elf Prozent.

 (DR)

Damit ist jeder neunte Einwohner behindert, wie die Behörde am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Der größte Teil der Behinderten, nämlich rund 7,1 Millionen Menschen, war schwerbehindert. Besonders stark erhöhte sich seit 2005 die Zahl der Personen mit leichter Behinderung: Diese stieg um 29 Prozent. Die Zunahme geht vor allem auf den demografischen Wandel zurück. So sind 72 Prozent der Behinderten 55 Jahre oder älter. Insgesamt hatten 2,5 Millionen Menschen im Jahr 2009 eine leichte Behinderung. Die Zahl schwerbehinderter Menschen nahm im selben Zeitraum um sechs Prozent zu.



Die Zahl der Einschränkungen nehme mit dem Alter zu, bestätigte die Koordinatorin des Deutschen Behindertenrates, Martina Puschke. Hierzu gehörten etwa Gehbehinderungen. Die Zunahme sei aber auch Folge von Demenz-, psychischen und Krebserkrankungen. "Die Zahl der Anfragen zum Behindertenausweis steigt", sagte Puschke dem epd.



Auswirkungen auf die Politik

Diese Entwicklung müsse Auswirkungen auf die Politik haben, forderte sie. Es müsse eine behindertengerechte Gesellschaft durchgesetzt werden. Einen steigenden Handlungsbedarf sieht auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe. "Barrierefreiheit ist eine wesentliche Investition in die Zukunft." Es müsse mehr dafür getan werden, die Lebens- und Wohnsituation so zu ändern, dass Behinderten ein selbstständiges Leben möglich bleibe.



"Ich hoffe, dass diese Zahlen alarmieren werden", sagt die behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Silvia Schmidt. In 95 Prozent der Fälle werde eine Behinderung erst im Laufe des Lebens erworben. "Daher werden Prävention und Rehabilitation immer wichtiger." Das Arbeitsleben sei so zu gestalten, dass dort weniger psychische Behinderungen entstehen. "Der Leistungsdruck darf nicht immer mehr Menschen krank machen", sagte Schmidt dem epd.



Die Lebenssituation von Behinderten unterscheidet sich nach den Daten des Mikrozensus deutlich von der Situation nichtbehinderter Menschen. So sind behinderte Menschen zwischen 25 und 44 Jahren häufiger ledig und leben öfter allein als Nichtbehinderte dieser Altersklasse. Zudem sind behinderte Menschen häufiger arbeitslos. Bei Behinderten zwischen 25 und 44 Jahren beträgt die Erwerbslosenquote zehn Prozent, während die Quote bei den Nichtbehinderten bei sieben Prozent liegt.