Religiöse Symbole fahren bei vielen Gläubigen mit

An jedem zehnten Auto

An jedem zehnten Auto in Deutschland finden sich religiöse Symbole als Aufkleber am Heck oder als Gegenstände am Rückspiegel oder im Bereich des Armaturenbretts. Spitzenreiter im Auto sind Engel, Rosenkränze und Kreuze sowie das im Bereich religiöser Menschen bekannte Fischsymbol (Ichthys) als Aufkleber am Heck als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer christlichen Religion.

 (DR)

Der PKW sei ein "Ort der religiösen Kommunikation", sagte der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz am Donnerstag in Köln bei der Vorstellung der von ihm geleiteten Untersuchung "Religion im Auto". Die Zeichen hätten für die Autofahrer aber nur in den wenigsten Fällen eine Bekenntnisfunktion. Nur mit dem Fischsymbol, das Geheimzeichen der frühen Christen, demonstrierten PKW-Besitzer am Autoheck ihre religiöse Überzeugung.



Nach den Worten von Ebertz kommt insbesondere Engeln, Christophorus-Medaillen, Kreuzen und Rosenkränzen am Rückspiegel hauptsächlich eine Schutzfunktion zu. Dies zeige sich auch in den Anliegenbüchern der Autobahnkirchen, in denen überwiegend Dank und Bitte für eine gute Fahrt formulierten würden. Religion siedle sich in der modernen Gesellschaft da an, wo Risiko sei, so Ebertz. Für die Kirchen ergebe sich deshalb die Chance, ihre "Botschaft auch an das Auto anzudocken".



Symbole mit "Affektkontrollfunktion"

Für den Wissenschaftler haben die überwiegend im Inneren des Auto angebrachten religiösen Symbole auch eine "Affektkontrollfunktion"; der Blick auf Madonnen- oder Christophorusfiguren solle dazu auffordern, vorsichtig zu fahren und etwa riskante Überholmanöver zu meiden. Heiligenbilder oder indische Götterdarstellungen dienten oft nur als Schmuck. Teilweise komme ihnen auch nur eine "Erinnerungsfunktion" zu; sie riefen Ereignisse wie einen schönen Gottesdienst ins Gedächtnis oder ließen an Freunde und Verwandte denken, die dem Autofahrer das Symbol geschenkt haben. Auch dienten die Symbole als Anregung zum Beten, um so fehlende Gottesdienstbesuche auszugleichen.



Laut Ebertz finden sich in den Autos häufig sogenannte "Holzwackelengel", die auf der Armatur oder am Rückspiegel befestigt sind; die Bewegungen bei Erschütterungen würden dann als Zuwendung des Engels interpretiert. Auffällig seien auch "Engeltiere", also Kuschelstofftiere wie Bären oder Schafe mit Flügeln und Heiligenschein. Weiter beobachtet worden sei das "Auge der Fatima", das in vielen orientalischen Ländern den bösen Blick abwehren soll. Sogenannte Traumfänger sollen böse Träume einfangen und gute herabfallen lassen.



Die Studie im Auftrag der Akademie Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge wurde nach den Angaben in Freiburg durchgeführt. Insgesamt seien 1.532 PKW mit symbolischen Darstellungen ausfindig gemacht worden. Mit einigen Autofahrern seien Interviews geführt worden.



Laut Untersuchung sind Mercedes "engel- und engeltierfreie Fahrzeuge"; die Autos zeigten vor allem Kreuze, Rosenkränze und Fischdarstellungen und damit das klarste christliche Profil. Dagegen präsentiere sich Citroen als "rosenkranslose Zone", dafür aber als "Engelmarke".