Neuer Katholischer Militärbischof Overbeck tritt Amt an

"Der richtige Mann am richtigen Ort"

Die Bundeswehr hat einen neuen Katholischen Militärbischof. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, führte den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (46) am Freitag in Berlin in das Amt ein. Er bleibt weiter Bischof des Bistums Essen. Für Schlagzeilen sorgte er schon vor der Einführung.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Berlin: Neuer Militärbischof Overbeck eingeführt (KNA)
Berlin: Neuer Militärbischof Overbeck eingeführt / ( KNA )

"Man kann sich als Mensch und erst recht nicht als Christ über den Tod eines Menschen freuen. Das gilt auch, wenn er ein Gewalttäter war", schrieb Overbeck der Kanzlerin ins Stammbuch. "Es wäre besser gewesen, wenn sich Bin Laden vor einem Gericht seiner Verantwortung gestellt hätte". US-Soldaten hatten ihn in der Nacht zum vergangenen Montag bei einer Kommandoaktion in Pakistan erschossen.



Auch sonst setzte der nun sechste katholische Militärbischof der Bundeswehr bereits Wegmarken. So verteidigte er den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Er trage dazu bei, eine zivilisatorische Ordnung in dem Land überhaupt erst zu ermöglichen, führte Overbeck zur Begründung an. Den Verzicht auf ein deutsches militärisches Engagement in Libyen lobte er dagegen. Vor dem Hintergrund des deutschen Afrika-Feldzugs im Zweiten Weltkrieg sei dies richtig. Zugleich verurteilte Overbeck die internationalen Waffenexporte an das Gaddafi-Regime. Generell hält er militärisches Engagement nur dann für gerechtfertigt, wenn die begründete Aussicht besteht, dass es den betroffenen Menschen anschließend besser geht.



Viele Aufgaben

Der mit 46 Jahren jüngste katholische Bischof in Deutschland hat sich offenbar schnell in seine neue, zusätzliche Aufgabe eingearbeitet. Bislang hatte er nach eigener Aussage kaum mehr Kontakt zum Militär, als bei Bischöfen üblich. Dass ein Essener Bischof für die Militärseelsorge zuständig ist, hat jedoch schon Tradition. Denn der erste Ruhrbischof, Kardinal Franz Hengsbach, hatte dieses Amt 17 Jahre lang inne. Wie er muss auch Overbeck den Spagat vollbringen, gleich mehrere Herausforderungen zu meistern: Denn neben Bistum und Militärseelsorge ist er auch für das in Essen ansässige Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig.



Overbeck wurde am 19. Juni 1964 in Marl im nördlichen Ruhrgebiet geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in Münster und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1989 weihte ihn der damalige Kardinal Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., zum Priester. Anschließend wirkte Overbeck in der Seelsorge und Seelsorgerausbildung, bevor der Papst ihn 2007 zum Weihbischof für das Bistum Münster ernannte. 2009 berief Benedikt XVI. ihn zum Bischof von Essen. Nun ist er als Militärbischof Nachfolger von Walter Mixa (70), der vor einem Jahr nach Untreue- und Prügelvorwürfen auch als Bischof des Bistums Augsburg zurücktrat.



Schwierige Phase der Bundeswehr

Sein Amt als Militärbischof hat Overbeck in einer schwierigen Phase der Bundeswehr angetreten. Immer wieder werden Soldaten im Auslandseinsatz getötet oder kehren völlig traumatisiert zu ihren Familien zurück. Zudem soll die Bundeswehr von derzeit 250.000 auf

180.000 Soldaten verkleinert werden. Diese Strukturreform bedeutet auch, dass sich die Militärseelsorge neu aufstellen muss.



Dabei kann Overbeck auf die Rückendeckung des neuen Verteidigungsministers Thomas de Maiziere (CDU) zählen. "Wir brauchen die Kirche unter den Soldaten - heute und in Zukunft", betonte der Minister bei Overbecks Amtseinführung durch den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Perisset. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, versprach seinerseits, Overbeck werde "Auge und Ohr der Bischöfe in den Streitkräften sein". Er sei "der richtige Mann am richtigen Ort", zeigte sich Zollitsch "ganz sicher".