Neue und aufgefrischte Biografien zu Johannes Paul II.

So ist etwa Alexander Kisslers "Der Jahrhundertpapst" (Pattloch Verlag) als eine der wenigen echten Neuerscheinungen recht schlank geraten. Mit unter 100 Seiten (und einigen Fotos) fällt sie eher unter die Kategorie Schmöker- und Geschenkbändchen. Der Autor, Kulturjournalist des Magazins "Focus" beschränkt seinen eigenen Beitrag auf einen Essay über Gestalt und Vermächtnis Johannes Pauls II. - dann folgt eine Zitatenlese. Den letzten Teil füllt Kardinal Joachim Meisner mit persönlichen Erinnerungen an den neuen Seligen; Titel: "Er war mein Freund."



Kurzen wie kurzweiligen Lesegenuss verspricht auch "Karol der Große" von Bernhard Hülsebusch (Benno Verlag). In lockerer Form bietet der langjährige Rom-Korrespondent Episoden und Anekdoten aus dem Leben des Papstes. Freilich handelt es sich um eine aufgefrischte Neuausgabe des bereits 2001 erschienenen "Ein Fels mit Charme".  Ebenfalls an ein breiteres Publikum richtet sich der kleine Band "Johannes Paul II. Der Jahrhundert-Papst" (Herder Verlag) von Christian Feldmann, der sich als Heiligenbiograf einen Namen gemacht hat.



Wo Johannes Paul II. ist, kann Andreas Englisch nicht fehlen. In "Der Wunderpapst - Johannes Paul II." (C. Bertelsmann Verlag) berichtet er nicht nur Episoden aus seiner Zeit als Berichterstatter dieses Pontifikats; er geht auch der Frage nach, ob der Wojtyla-Papst schon zu Lebzeiten Wunder gewirkt hat. Passend zu Seligsprechung ist auch Englischs früherer Band "Johannes Paul II. - Das Geheimnis von Karol Wojtyla" wieder in den Regalen.



Zu den erstklassigen Kennern des Papstes gehört zweifellos der frühere Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls. Über 20 Jahre arbeitete der Spanier an der Seite Johannes Pauls II., und zu den Geschichte gewordenen Bildern der Nacht am 2. April 2005 gehören auch die Tränen auf seinem ledernen Gesicht, als er die Todesnachricht verkündete. Entsprechend persönlich und authentisch ist sein Erinnerungsbuch "Begegnungen und Dankbarkeit" (MM Verlag).  Zugleich nutzt Navarro-Valls die Gelegenheit, eigene Sichtweisen zu kirchlichen und gesellschaftlichen Zeitgängen darzulegen.



Ein Papst, der niemals stirbt

Einen kurzen und substanziellen Rückblick bietet Gian Francesco Svidercoschi mit "Ein Papst, der niemals stirbt - Das Erbe von Johannes Paul II." (Echter Verlag). Der Autor, früher Vizedirektor des "Osservatore Romano", ist ein Veteran im päpstlichen Pressesaal, und mit dem Erscheinungsjahr der italienischen Originalausgabe 2009 ist der Band hinreichend aktuell.



Wer"s genauer wissen will, wird weiterhin zu George Weigels Biografie "Zeuge der Hoffnung" greifen. Der Schöningh Verlag hat das knapp 1.100 Seiten starke Werk des US-Publizisten jetzt in dritter Auflage herausgebracht. Doch die "aktualisierte Neuauflage" führt etwas in die Irre: Das, was man dort als Aktualisierung erwartet, ist erst ab September zu haben: "Der Papst der Freiheit - Johannes Paul II. Seine letzten Jahre und sein Vermächtnis", so heißt Weigels Nachfolgeband, der im Herbst 600 weitere Seiten Karol Wojtylas aufschlagen soll.



Dass die Seligsprechung Johannes Pauls II. vor allem in Polen einen Bücher-Hype entfacht hat, verwundert nicht: Rund 100 Erstausgaben und Neuauflagen bringen Verlage dort heraus, von Kinderbüchern über Wojtyla bis zu päpstlichen Lehrschreiben. Für Deutsche, die das Heimatland des neuen Seligen erkunden wollen, hat Stefan Meetschen einen Reiseführer "Auf den Spuren von Johannes Paul II. in Polen" geschrieben (FE-Medienverlag). Der in Warschau lebende Journalist und Autor führt zu den Orten, wo der spätere Papst aufwuchs und seine ersten Jahrzehnte als Priester und Bischof verbrachte.