Hilfswerke verlassen wegen Geldknappheit Haiti

Leere Kasse

Immer mehr Hilfsorganisationen verlassen Haiti. "Viele Hilfswerke ziehen ab, weil ihnen das Geld ausgeht", stellt der UN-Sondergesandte für Haiti, Nigel Fisher, fest. Auch die UN bräuchten mehr Geld für ihre Aufgaben in dem karibischen Land.

 (DR)

Den aktuellen Bedarf für "rein humanitäre Aufgaben" bezifferte Fisher auf 130 Millionen bis 145 Millionen US-Dollar. Rund ein Drittel davon entfalle auf die Versorgung der derzeit 680.000 Obdachlosen in den Lagern der Hauptstadtregion. Der Rest werde für eine verbesserte Wasserversorgung gebraucht, um weiteren Cholerafällen vorzubeugen, und für dringende Schutzmaßnahmen angesichts der im Juli beginnenden Hurrikansaison. Bei dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 starben mehr als 300.000 Menschen, 2,3 Millionen Haitianer wurden obdachlos.



Viele Geldgeber warten trotz Zusagen noch ab

Seitdem sind laut Fisher insgesamt 3,2 Milliarden US-Dollar Hilfsgelder auf den Weg gebracht worden. Doch viele Geldgeber, die an der internationalen Hilfskonferenz vor einem Jahr in New York Zusagen gemacht hätten, warteten noch immer ab, klagte Fisher. "Es ist an der Zeit, von Versprechungen zu richtigen Projekten überzugehen."



Allerdings sei in erster Linie der private Sektor für den Wiederaufbau des Landes zuständig, betonte Fisher. Haitis Regierung müsse dafür die Rahmenbedingungen schaffen. Der anstehende Regierungswechsel und die Wahlen hätten den Prozess jedoch verzögert.



Wiederaufbau wird Herausforderung für neuen Präsident Martelly

Der Wiederaufbau werde eine Herausforderung für Michel Martelly, der das Präsidentenamt im Mai antritt. Martelly ist ein beliebter Schlagersänger und versprach einen grundsätzlichen Wandel, hat aber keinerlei politische Erfahrung.



Auf jeden Fall werde Haiti noch lange auf ausländische Hilfe angewiesen sein, betonte Fisher. "Wir werden noch in 30 Jahren hier sein, solange nicht haitianische Organisationen die Arbeit übernehmen."