Caritas International hilft Flüchtlingen an libyschen Grenzen

"Viele werden gezwungen zu bleiben"

In Libyen sind immer mehr Menschen vor der eskalierenden Gewalt auf der Flucht. Vorallem Gastarbeiter versuchen das umkämpfte Land zu verlassen. "Viele werden gezwungen dort zu bleiben und können nicht flüchten", berichtet Wolfgang Fritz von Caritas International im domradio.de-Interview.

 (DR)

Er schätzt, dass noch rund eine Million dieser Gastarbeiter in Libyen ist. In den Grenzgebieten von Tunesien und Ägypten geht es jetzt vorrangig um eine Grundversorgung. "Die Menschen brauchen Wasser, brauchen Nahrungsmittel", sagte Fritz am Mittwoch. Bis Sonntag flohen laut dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR mehr als 320.000 Menschen aus Libyen, 40.000 davon Libyer.



Lebensmittel in den umkämpften Gegenden werden knapp

Vor allem in dem von Aufständischen kontrollierten Osten des Landes suchten die Flüchtlinge Schutz bei Verwandten und in öffentlichen Gebäuden außerhalb der Gefahrenzonen, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Dienstag in Genf mit. Die medizinische Versorgung gestalte sich immer schwieriger, Lebensmittel in den umkämpften Gegenden würden knapp.



Mehrere westliche Länder wie die USA, Frankreich und Großbritannien fliegen seit Samstag Luftangriffe auf militärische Ziele in Libyen. Ziel der von den Vereinten Nationen unterstützen Offensive ist, die Bevölkerung vor Angriffen von Truppen des Diktators Muammar al-Gaddafi zu schützen. Gaddafi versucht mit Waffengewalt einen Volksaufstand zu unterdrücken. Libysche Flüchtlinge in Ägypten berichten laut UNHCR von brutalen Racheakten der vorgerückten Gaddafi-Truppen gegen Aufständische.



Aufwändige Ausreise der Gastarbeiter aus Bangladesch

"Wir haben Gastarbeiter aus Ägypten, aus den asiatischen Ländern, Hausangestellte in der Regel aus Bangladesch und wir haben Gastarbeiter aus einigen afrikanischen Ländern", so der Referent von Caritas International über die Menschen in der Grenzregion. Es werde versucht, die flüchtenden Gastarbeiter möglichst schnell in ihre Heimatländer weiterzuleiten. Bei Ägyptern sei dies ein vergleichsweise geringes Problem, mit den Menschen aus Bangladesch und aus den afrikanischen Ländern sei das etwas aufwändiger. In den letzten Tagen wurden vom UNHCR bereits 260 Flüge organisiert, um über 50.000 Menschen in ihre Heimatländer zu bringen.



Einige Menschen haben laut Wolfgang Fritz Probleme mit der schnellen Weiterreise, "weil ihnen die Ausweispapiere fehlen, weil sie Schwierigkeiten haben, ins eigene Land zurückzukehren, weil sie dort vielleicht das Land aus Sicherheitsgründen verlassen hatten." Das internationale Caritaswerk ist auf beiden Seiten der Grenzen tätig. Caritas International, das Hilfswerk des deutschen Caritasverbandes, und die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützen auf beiden Seiten der Grenzen Hilfsaktivitäten der Kollegen durch finanzielle Unterstützung.



Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, forderte die westlichen Länder dazu auf, die Flüchtlinge aus Afrika nicht aus dem Blick zu verlieren. "Da haben wir eine Verantwortung, wenn wir die Freiheitsbewegung unterstützen", sagte Käßmann am späten Montagabend in der ARD-Talkshow "Beckmann".



Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) gelang in den vergangenen Tagen knapp 5.000 Menschen aus den Ländern südlich der Sahara die Flucht aus Libyen nach Niger. Schwarzafrikanische Migranten, die meist als Gastarbeiter in Libyen gearbeitet haben, sind seit Beginn der Gewalt in dem Land Opfer von Angriffen, weil sie in der Bevölkerung oftmals für Söldner Gaddafis gehalten werden.