Der CSU-Bundesinnenminister ist auch für Kirchen zuständig

Ein fränkischer Protestant für Berlin

Mit der Kabinettsumbildung nimmt das katholische Gewicht in der Regierung von Kanzlerin Angela Merkel weiter ab. Nach dem Rückzug des Katholiken Karl-Theodor zu Guttenberg werden von 15 Bundesministern noch fünf der katholischen Kirche angehören. Der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich, auch zuständig für die Kirchen und Glaubensgemeinschaften, gehört der evangelischen Kirche an.

 (DR)

Der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ist vom politischen Stil her das Gegenstück seines vom Ministeramt zurückgetretenen Parteifreundes Karl-Theodor zu Guttenberg. Er sucht nicht den glamourösen Auftritt, sondern wirkt zurückhaltend. Der 1957 im fränkischen Naila geborene Friedrich zeigt sich mehr der Sache als der politischen Emotion verpflichtet. In seinem neuen Amt ist er auch für die Religionsgemeinschaften zuständig. Das umfasst sowohl den Dialog mit den Kirchen wie die Integration des Islam und das Verhältnis zum Judentum.



Die größte Veränderung gegenüber seinem Vorgänger dürfte das Verhältnis zum Islam betreffen. Bei seiner Vorstellung als neuer Minister bekräftigte Friedrich am Donnerstag in Berlin seine Kritik an der Rede von Bundespräsident Christian Wulff vom 3. Oktober. Damals hatte Friedrich erklärt: "Die Leitkultur in Deutschland ist die christlich-jüdisch-abendländische Kultur. Sie ist nicht die islamische und wird es auch nicht in Zukunft sein". Dass der Islam zu Deutschland gehöre, wie es Wulff formuliert hatte, lasse sich auch historisch nicht belegen, so Friedrich nach seinem Amtsantritt.  Auch wenn viele Muslime, die in der Bundesrepublik lebten, selbstverständlich Bürger des Landes seien.



Wie sich der CSU-Politiker die Integration des Islam in Deutschland vorstellt, dürfte sich spätestens Ende des Monats zeigen. Dann soll die nächste Runde der Islamkonferenz stattfinden. Er hoffe auf einen "Islam mit einem europäischen Gesicht, der dann nichts mehr mit Islamismus zu tun hätte", hatte Friedrich bei anderer Gelegenheit betont.



"C" nicht nur Tradition, sondern innere Orientierung

Im Verhältnis zwischen Union und Kirchen hat der CSU-Politiker stets die Gemeinsamkeiten betont. Der Franke gehört zu den wenigen Protestanten in der CSU-Landesgruppe. Dabei ist ihm das "C" nicht nur Tradition, sondern innere Orientierung. So unterstützt er die derzeitige Dialoginitiative seiner Bundestagfraktion über die christlichen Grundlagen der Union. Dadurch solle der "gemeinsame Kompass" für das politische Handeln wieder deutlicher werden. Zu diesem Kompass gehört für den CSU-Politiker auch das Nein zur Einführung der Präimplantationsdiagnostik.



Als der europäische Menschenrechtsgerichtshof sich 2009 in einer Entscheidung zu Italien gegen das Aufhängen von Kruzifixen aussprach, betonte er, dass bei der Revisionsverhandlung "auch Deutschland Flagge zeigen" müsse. Es sei an der Zeit, "dass sich Christen wieder stärker zu ihren gemeinsamen Werten, zu ihren gemeinsamen Fundamenten und zu den Symbolen bekennen, die unsere christlich-abendländische Kultur prägen".



Der CSU-Landesgruppen-Chef erinnerte schon mal daran, dass sein Heimatort genau zwischen dem katholisch-barocken München und dem preußisch geprägten Berlin liegt. In dem kleinen Naila im ehemaligen Zonenrandgebiet gründete er mit gerade mal 16 Jahren die erste Schülerunions-Gruppe in Oberfranken. Nach einem Jurastudium in München und Augsburg promovierte Friedrich und trat 1988 als Regierungsrat in den Dienst des Bundeswirtschaftsministeriums. 1993 ging er als persönlicher Referent zum damaligen CSU-Landesgruppenchef Michael Glos. Im Bundestag vertritt er seit 1998 den Wahlkreis Hof.



Friedrich ist mit einer katholischen Frau verheiratet und hat drei Kinder. Allerdings redet er nicht einer oberflächlichen Ökumene das Wort, sondern betont die gemeinsamen Anliegen bei gleichzeitigem Respekt der bestehenden Unterscheide. Das hindert ihn nicht, offen seine Sympathien für Papst Benedikt XVI. und dessen Vorgänger Papst Johannes Paul II. zu bekunden. "Jenseits aller Konfessionen ist der Papst ein Fels in der Brandung in einer Welt, die sich auch mal in Gottlosigkeit verheddert." Wenn er Benedikt XVI. bei dessen Besuch im September als Bundesinnenminister begrüßen wird, ist er für ihn kein Unbekannter mehr. Erst im Januar leitete Friedrich eine Delegation der CSU-Landesgruppe nach Rom, wo er und seine Kollegen das Kirchenoberhaupt zu einer persönlichen Begegnung trafen.