Kölner Dombaumeisterin über die Herausforderungen 2011

"Der Dom ist nicht extrem terrorgefährdet"

Da an vielen Stellen schon über den baldigen Ruhestand von Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner geschrieben wird, wird schnell vergessen, dass dieser erst 2012 ansteht. Grund genug die Dombaumeisterin über ihre Pläne für sich und den Dom für das kommende Jahr zu fragen. Und das wird ein arbeitsreiches letztes Jahr ...

 (DR)

domradio.de: Frau Schock-Werner, jetzt bin ich mal ganz direkt: Welche Herausforderungen wollen Sie im Jahr 2011 anpacken?

Barbara Schock-Werner: Ich glaube, die größte Herausforderung wird das Aufhängen des neuen Turmgerüstes. Die Arbeiten an dem jetzt schon hängenden Gerüst sind vollendet, also brauchen wir ein neues Gerüst an einer anderen Ecke oberhalb der Fußgängerzone. Also müssen wir die Fußgängerzone und den Zugang zur Domplatte tagsüber eine Zeit lang sperren, damit das Sicherheitsnetz aufgehängt werden kann. Das ist von vielen Dingen abhängig, nicht nur von der Arbeitsgeschwindigkeit meiner Mitarbeiter, sondern vor allem vom Wetter: Wenn es stürmt und zu stark regnet, dann können die da oben nicht bauen. Wir wollen am Aschermittwoch beginnen, weil das die ruhigste Zeit im Jahr ist. Wir hoffen, dass wir das hinbekommen, und wenn wir das geschafft haben, dann hat das Jahr schon einmal gut begonnen.



domradio.de: Ist die nach wie vor bestehende Terrorgefahr auch ein Thema für Sie im kommenden Jahr rund um den Dom?

Schock-Werner: Eigentlich nicht, weil ich nicht glaube - und die Experten genauso wenig -, dass der Dom extrem terrorgefährdet sei. Da sind weltliche Dinge eher gefährdet, aber der Vorfall diesen Jahres mit diesem geistig wirklich sehr verwirrten Mann zeigt natürlich, dass für solche Menschen der Dom immer das erste Objekt ist. Also wir haben manchmal den Eindruck, jeder am Borderline-Syndrom erkrankte Mensch und auch jeder Selbstdarsteller sucht sich den Dom für seine Auftritte und seine Botschaft aus, weil er da sicher sein kann, eine große Resonanz zu finden. Vor dem wirklichen Terror habe ich nicht so sehr Angst als vor solchen Menschen, da gab es ja jetzt schon mehrfach größere Auftritte und auch größeren Schaden.



domradio.de: Es gibt ja auch den "kleinen Terror" - der kommt von den Skatern. Haben Sie Hoffnung, dass Sie im kommenden Jahr davon verschont bleiben?

Schock-Werner: Nein, das glaube ich eigentlich nicht, weil die neue Anlage ja erst gebaut wird. Ich habe keine Vollendungsvorstellungen, ob die bis zum Sommer fertig sein soll. Falls dem so wäre, müssen sich ja die sogenannten Sportler erstmal noch umgewöhnen. Also ich fürchte, das wird im nächsten Jahr noch nicht richtig greifen, aber vielleicht ab 2012. Wir haben da Hoffnung.



domradio.de: Sie bleiben uns ja Gott sei Dank auch 2012 noch erhalten, bevor Sie in Pension gehen. Beginnt jetzt etwas die Zeit zu drängen, noch ganz viel erreichen zu wollen?

Schock-Werner: Das stimmt natürlich schon, also bestimmte Projekte möchte ich noch in meiner Amtszeit zu Ende bringen und da werde ich jetzt schon manchmal etwas ungeduldig. Z.B. der Agilolphusaltar, den möchte ich noch vollständig mit Flügeln und allen Figuren fertig bekommen. Oder die nächste Fensterreihe an der Westseite des Langhauses mit den zurückgekehrten Fenstern aus dem 19. Jahrhundert. Also so ein paar Dinge möchte ich noch vollenden. Auch die Chorpfeilerfiguren, die sollen fertig sein, wenn ich gehe.



domradio.de: Tröstet es Sie, dass der Dom immer eine ewige Baustelle bleiben wird?

Schock-Werner: Natürlich! Mein Nachfolger wird noch genug zu tun habe, aber so manches, das ich angefangen habe, das möchte ich auch abschließen, ohne meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin irgendeine Arbeit wegnehmen zu wollen. Aber Bestimmtes möchte ich schon ordentlich hinterlassen.



domradio.de: Ist denn für Sie persönlich so ein Jahreswechsel eine Zeit, Bilanz zu ziehen und vor allen Dingen sich das eine oder andere vorzunehmen, was jetzt nicht mit dem Dom zu tun hat?

Schock-Werner: Gibt es ein Leben außerhalb des Domes? Natürlich habe ich auch ein Privatleben und nehme mir auch manche Dinge vor: mehr Sport zu treiben, mehr Rad zu fahren, was man sich immer so alles vornimmt, ich hoffe, es wird.