Der CSU-Politiker Singhammer wirbt für ein PID-Verbot

"Jede Eingrenzung ist schwierig"

Befürworter eines strikten Verbots der umstrittenen Präimplantationsdiagnostik (PID) rechnen mit Unterstützern in allen Fraktionen des Bundestages. Der CSU-Abgeordnete Johannes Singhammer kündigt im Interview an, dass der Gruppenantrag für eine Verbotsregelung offiziell erst im Januar vorgelegt werde. Derzeit werde klar, wie heikel und schwierig jeder Versuch einer "noch so begrenzten Eingrenzung" einer Zulassung von PID sei.

 (DR)

KNA: Herr Singhammer, bereits vor einigen Wochen haben Sie einen Antrag auf ein Komplettverbot der Präimplantationsdiagnostik angekündigt. Seitdem hörte man dazu nicht mehr viel.

Singhammer: Wir sind - mit Abgeordneten aus allen Fraktionen - fest entschlossen, einen Antrag für ein Verbot in den Bundestag einzubringen. Dazu habe ich eine Vielzahl von Gesprächen geführt und führe sie noch. Bis Ende der Woche gibt es ein Argumentationspapier, das interessierten Parlamentariern das Thema erläutert. Aber auf der Grundlage dieses Papiers arbeiten wir an einem Gruppenantrag für ein klares Verbot.



KNA: Befürworter der Gruppe, die eine begrenzte Zulassung von PID anstrebt, wollen ihren Gesetzentwurf in der kommenden Woche vorlegen. Wie sieht Ihr Zeitplan aus?

Singhammer: Wahrscheinlich wird es unseren Gruppenantrag nicht mehr in diesem Jahr geben, aber dann zügig im Januar. Dafür bin ich jedoch zuversichtlich, dass wir durch sorgfältige Beratung eine Vielzahl von Kollegen überzeugen werden, die derzeit noch in der Entscheidungsfindung stecken. Grundsätzlich gilt: Bis zu einer Entscheidung des Bundestages und einer rechtlichen Klärung darf nicht zu viel Zeit vergehen, weil sonst jene Mediziner, die ja bereits PID praktizieren, eine Rechtsqualität festsetzen, die schwer zurückgeholt werden kann.



KNA: Rechnen Sie bei den Fraktionen der FDP, der SPD oder Linken mit der Unterstützung einzelner oder mit mehr?

Singhammer: Ich glaube, dass es in allen Fraktionen Gruppen und nicht nur einige wenige geben wird, die sich gemeinsam für ein konsequentes Verbot von PID aussprechen. Die schwierigen Diskussionen, die derzeit noch im Kreis der Befürworter einer Zulassung geführt werden, zeigen doch, wie heikel und schwierig jede noch so begrenzte Eingrenzung überhaupt ist. Letztlich ist das kaum zu schaffen. Das wird dann auch den einen oder anderen noch dazu bringen, eine klare Verbotshaltung zu unterstützen.



KNA: Warum sind Sie so entschieden für jede Absage an PID?

Singhammer: Mit PID überschreitet der Gesetzgeber und überschreiten Mediziner eine Grenze, die der Mensch nicht überschreiten sollte. Bei jeder noch so begrenzten Ausnahmeregelung kommt man in das Dilemma, zu selektieren und auszugrenzen. Im Übrigen hören wir ständig von Fortschritten innerhalb der medizinischen Forschung. Das kann auch für Krankheiten gelten, die heute als nicht heilbar gelten. Deshalb ist eine Auswahl bei PID auf unsicherem Fundament gebaut.



KNA: Sie sprachen von der Notwendigkeit einer zeitnahen Klärung. Was heißt das konkret?

Singhammer: Das Parlament sollte in den ersten Monaten 2011 zu einer Beratung der Gruppenanträge kommen. Dann sollte es zu schaffen sein, vor der Sommerpause die abschließende zweite und dritte Lesung anzusetzen und also rechtliche Klarheit zu erreichen.



Interview: Christoph Strack