Vatikan beklagt bei OSZE-Gipfel Menschenrechtsverletzungen

Vielfach komme es zu "Gewalt und sogar Mordanschlägen" gegen Christen. Bertone kritisierte beim Treffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) "übertriebene Restriktionen" bei der Registrierung von Kirchen sowie Behinderungen bei der Einfuhr religiöser Schriften. Weltweit litten 200 Millionen Christen unter mangelnder Achtung ihrer Religionsfreiheit. Der Kardinalstaatsekretär wandte sich ferner gegen eine staatliche Einmischung in die Organisation der Kirchen. Eine solche hindere die Kirchen, nach ihren moralischen Überzeugungen zu handeln.



Trotz Wirtschaftskrise Migranten in Blick nehmen

Bertone kritisierte zudem den Umgang mit Migranten in einigen Ländern. Angesichts der Wirtschaftskrise bestehe die Tendenz, "die Rechte der Migranten zu vergessen". Die Menschenwürde der Migranten müsse jedoch unabhängig von deren Status gewahrt bleiben, forderte der Kardinalstaatsekretär. Er appellierte an die Aufnahmestaaten, Migranten, die sich legal im Land aufhalten, eine angemessene Arbeit sowie soziale Sicherheit zu gewährleisten. Ein besonderes Augenmerk müsse auch der Zusammenführung von Familien gelten.



In seiner Rede sprach sich Bertone auch für verstärkte Bemühungen um eine Abrüstung aus. Er empfahl eine "Wiederbelebung" des Vertrags über konventionelle Streitkräfte in Europa von 1990, der zuletzt 1999 aktualisiert worden war.



Bertone leitet Vatikan-Delegation

Die Staats- und Regierungschefs der OSZE-Länder tagen bis Donnerstag in der kasachischen Hauptstadt. Bertone leitet die Delegation des Heiligen Stuhls. Dieser gehört der OSZE seit ihrer Gründung an. Die mittlerweile 56 Staaten umfassende OSZE entstand aus der mit der Schlussakte von Helsinki 1975 zu Ende gegangenen Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Die offizielle Umbenennung der KSZE in OSZE erfolgte 1995.