Birmas Oppositionsführerin Suu Kyi aus Hausarrest entlassen

Endlich frei

Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ist frei. Nach mehr als sieben Jahren entliess die Militärjunta die berühmte Dissidentin aus dem Hausarrest. Tausende Anhänger feierten die Friedensnobelpreisträgerin vor ihrem Haus. US-Präsident Obama bezeichnete Suu Kyi als «seine Heldin».

Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi (KNA)
Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi / ( KNA )

Eine sichtlich bewegte Suu Kyi

"Wir müssen alle im Einklang arbeiten, um unser Ziel zu erreichen", rief die sichtlich bewegte Suu Kyi kurz nach ihrer Haftentlassung ihren jubelnden Anhängern zu. Die Entlassung der Oppositionsführerin wurde international begrüßt.



Anhänger Suu Kyis waren in der Nähe ihres Domizils und vor dem Hauptquartier ihrer Partei "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) zusammengeströmt. Viele hielten Fotos der Friedensnobelpreisträgerin in die Höhe und trugen weiße T-Shirts mit dem Konterfei der 65-Jährigen.



15 der vergangenen 21 Jahre in Haft oder unter Hausarrest

Insgesamt hat Suu Kyi 15 der vergangenen 21 Jahre in Haft oder unter Hausarrest verbracht. Schon im vergangenen Jahr hätte sie die Militärjunta auf freien Fuß setzen müssen. Doch dann war ihr Arrest in einem als Farce bezeichneten Prozess um weitere 18 Monate verlängert worden.



Glückwünsche von Bundeskanzlerin Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich erfreut und erleichtert über die Freilassung der Oppositionspolitikerin. "Aung San Suu Kyi ist eine Symbolfigur für den weltweiten Kampf für die Verwirklichung der Menschenrechte", erklärte die Kanzlerin in Berlin.



Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bezeichnete die Entlassung der Friedensnobelpreisträgerin als "gute, lange überfällige Nachricht". Merkel und Westerwelle forderten die Freilassung der übrigen rund 2.200 politischen Häftlinge in Birma (Myanmar).



Barroso: Freiheit für alle politische Gefangenen

Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso verlangte, dass alle politischen Gefangenen ohne Bedingungen auf freien Fuß gesetzt werden müssten. Er appellierte zudem an Birmas Regierung, Suu Kyi nun uneingeschränkte Reise- und Redefreiheit zu gewähren.



UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in New York, ohne eine freie Beteiligung aller Bürger am politischen Leben könne es keine Demokratie und nationale Versöhnung in Birma geben.



Auch einige von Birmas Nachbarländern begrüßten das Ende des Hausarrestes für die Friedensnobelpreisträgerin, darunter Thailand, das enge wirtschaftliche Beziehungen zur Militärjunta pflegt. "Wir hoffen, dass Aung San Suu Kyi eine konstruktive Rolle beim Aufbau der Nation von Myanmar spielen wird", hieß es in einer Stellungnahme des Außenministeriums in Bangkok. Der Generalsekretär der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN, Surin Pitsuwan, erklärte, er sei sehr erleichtert und hoffe, dass die Freilassung Suu Kyis zu einer wahren nationalen Versöhnung beitragen werde. Birma ist seit 1997 Mitglied der ASEAN.



Amnesty: Katastrophale Haftbedingungen in Birma

Amnesty International rief derweil die ASEAN, China, Indien und die UN auf, auf ein Ende politisch motivierter Inhaftierungen in Birma zu dringen. Die Menschenrechtsorganisation prangerte katastrophale Haftbedingungen an: Unter anderem erhielten die politischen Häftlinge nicht ausreichend Nahrung. Viele seien in einem schlechten Gesundheitszustand.



Aung San Suu Kyi, Tochter des 1947 ermordeten Nationalhelden Aung San, betrat die politische Arena erstmals 1988. Damals hatten Studenten Massenproteste gegen das Militärregime angestoßen. Im Juli 1989 wurde sie zum ersten Mal unter Hausarrest gestellt.



Suu Kyis mittlerweile zwangsaufgelöste Partei NLD hatte die Parlamentswahlen vom 7. November wegen unfairer Wahlgesetze boykottiert. Die letzten freien Wahlen von 1990 hingegen hatte die NLD deutlich gewonnen. Aber die Generäle haben den Sieg nie anerkannt. Birma wird seit 1962 von Militärs regiert. Die derzeit herrschende Junta taufte das Land in Myanmar um.