Irakischer Bischof bittet um Hilfe für Christen im Irak

„Betet für uns“

«Tragt endlich etwas dazu bei, dass Frieden und Sicherheit im Irak einkehrt. Und betet für uns.» Der Weihbischof von Bagdad Warduni bittet nach der Anschlagsserie gegen irakische Christen um internationale Hilfe. Deutschland müsse den Druck auf die irakische Regierung erhöhen, fordert auch das Hilfswerk missio.

Einfach schrecklich - die Lage von Christen im Irak (DBK)
Einfach schrecklich - die Lage von Christen im Irak / ( DBK )

Die Gefahr für Christen im Irak sei unerträglich

"Wir wenden uns an alle Nationen der Welt", sagte Warduni der "Frankfurter Rundschau". Bei Angriffen islamistischer Terroristen waren in den vergangenen Tagen mehr als 50 Christen ums Leben gekommen. "Die Lage ist einfach schrecklich", sagte Warduni. Die Staaten müssten viel enger zusammenarbeiten, um die Lage im Irak zu stabilisieren und die Terrororganisation Al Kaida stärker zu bekämpfen. "Und manche Regierungen müssen aufhören, diese Terroristen zu unterstützen und ihnen Waffen zu verkaufen", forderte der Weihbischof.



Die Zukunft der Christen im Land nannte Warduni "sehr düster". Die Gefahr sei unerträglich geworden. Gleichwohl wolle die Kirche nicht zur Flucht aufrufen. "Das ist keine gute Lösung", sagte Warduni.



Ziel der Terroristen ist es, das Land von Christen zu säubern

Der syrisch-katholische Erzbischof von Bagdad, Athanase Matti Shaba Matoka, verweist angesichts der jüngsten Gewaltwelle gegen Christen im Irak auf das eigentliche Ziel der Terroristen, Christen aus dem Land zu vertreiben. "Das Ziel der Terroristen ist es, das Land von Christen zu säubern", sagte er im Gespräch mit dem Irakexperten Otmar Oehring des internationalen katholischen Hilfswerks missio in Aachen. Mit wachsender Verzweiflung reagierten Kirchenvertreter im Irak und appellierten an die Gläubigen, als Bewahrer kultureller und religiöser Identität zu bleiben.





"Wir wollen unsere Kinder unterstützen, sie ermutigen zu bleiben, denn wir müssen unsere Mission als Christen in diesem Land fortsetzen, wir müssen weiterhin Zeugnis für Christus ablegen", sagte Matoka. Gleichzeitig sei den Kirchenvertretern und den Gläubigen bewusst, dass es praktisch keinen Schutz für Christen gebe. In den vergangenen Tagen habe es weitere Angriffe in mehreren Stadtteilen auf Häuser von Christen gegeben. Wenn sich jemand entschieden habe zu fliehen, könne er kaum vom Gegenteil überzeugt werden. "Man muss schon Mut haben, zu bleiben", sagte der Erzbischof.





"Man hat uns alles Mögliche versprochen"

Im Irak gebe es keine Regierung, die für Sicherheit sorgen könnte. "Nicht nur in Bagdad oder im Norden, sondern überall im Land", beklagte Matoka. Acht Monate nach der Parlamentswahl habe ein politisches Vakuum bestanden. Es bleibe offen, ob nun die neue Regierung auch den Schutz der Christen zusichere. "Man hat uns alles Mögliche versprochen." Zwar seien nach den jüngsten Anschlägen, vor allem nach dem Massaker in einer Bagdader Kirche mit über 50 Toten Ende Oktober, Panzer vor den Kirchen zum Schutz der Gläubigen postiert worden, sagte der Erzbischof. Dennoch blieben Angst und Unsicherheit bestehen.





Im Stadtteil Dora habe es seit sechs Jahren immer wieder Übergriffe auf Christen gegeben. Durch die ständigen Attacken seien die meisten Christen von dort weggezogen, sagte der Erzbischof. "Wir haben in unserem Haus Platz geschaffen und die Leute bei uns aufgenommen. Wir wissen alle nicht, was noch passieren wird."



Missio: Mehr Druck von Deutschland auf irakische Regierung

Aus Sicht des Hilfswerks missio muss die Bundesregierung weiterhin Druck auf die irakische Regierung ausüben und gleichzeitig unbürokratisch irakische Flüchtlinge aufnehmen. Dies gelte umso mehr, als über 100.000 irakische Christen, die in den Nachbarstaaten vorübergehend Zuflucht finden, weder eine Perspektive für eine Rückkehr hätten noch für einen Daueraufenthalt in den Erstaufnahmeländern Syrien, Jordanien, Libanon und Türkei, hieß es.



Im Irak eskaliert derzeit die Gewalt sunnitischer Extremisten. Bei einer Geiselnahme am 31. Oktober starben über 50 Menschen. Am Mittwoch erschütterten Bomben und Granatwerferangriffe christliche Viertel in Bagdad, bei denen weitere Menschen getötet und verletzt wurden.