Kirche gibt Startschuss für bundesweiten Dialogprozess

Jetzt geht´s los

Die katholische Kirche in Deutschland will mit einem bundesweiten Dialogprozess neues Vertrauen und neue Kraft gewinnen. Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vereinbarten am Freitag in Bergisch-Gladbach bei Köln als ersten Schritt zwei gemeinsame Arbeitsprojekte, mit denen überprüft werden soll, wie das Evangelium unter den Bedingungen der heutigen Zeit und der Lebenswelten der heutigen Menschen" verkündet werden kann.

Auf Augenhöhe: Erzbischof Zollitsch und ZdK-Präsident Glück (KNA)
Auf Augenhöhe: Erzbischof Zollitsch und ZdK-Präsident Glück / ( KNA )

Seit Donnerstag hatten unter der Überschrift "Der Weg der Kirche in die Zukunft" jeweils 20 Vertreter beider Seiten eine Bestandsaufnahme der Situation in der katholischen Kirche nach dem Missbrauchsskandal vorgenommen. ZdK-Präsident Alois Glück sprach von einer neuen Qualität der Zusammenarbeit zwischen Bischöfen und Laien. Die Projekte sollten jeweils paritätisch von drei Vertretern der Bischöfe und des ZdK erarbeitet werden. Themen sind das "Zusammenwirken von Priestern und Laien in der Kirche" sowie die "Präsenz der Kirche in Gesellschaft und Staat".



Bei der ersten Arbeitsgruppe geht es nach Angaben des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, unter anderem um die Gemeindereformen, die Aufgaben der Geistlichen und Laien sowie Fragen der Gemeindeleitung. Bei der zweiten Arbeitsgruppe sollen laut Glück unter anderem die soziale Thematik, die Aufgaben der Kirche in der pluralen Gesellschaft sowie das Verhältnis von Staat und Kirche oder der Religionsunterricht angesprochen werden.



"Es gab kein Tabu"

Glück und Zollitsch unterstrichen die gute Gesprächsatmosphäre. "Wir haben über jedes Thema reden können, es gab kein Tabu, und wir werden den Weg des konstruktiven Dialogs fortsetzen". Der Freiburger Erzbischof kündigte zugleich an, dass sich die Bischöfe Ende November zu Beginn des Advents in einem Brief an die Gemeinden wenden wollen, um die Dialoginitiative zu erläutern. Zugleich planten die Bischöfe für das Frühjahr "eine Geste der Buße und der Neuausrichtung".



Zollitsch und Glück betonten, dass "heiße Eisen" wie Fragen der Sexualität oder die Situation von wiederverheirateten Geschiedenen und konfessionsverschiedenen Familien innerhalb des Dialogprozesses eine Rolle spielen werden. Es seien zahlreiche weitere Dialogprozesse auf Ebene der Bischofskonferenz, der Diözesen, Verbände und Gemeinden geplant. Glück äußerte sich optimistisch über den Dialogprozess. Er habe den Eindruck, dass "der Schock des Missbrauchsskandals zu einer neuen Offenheit führt. Bestimmte Themen lassen sich einfach nicht mehr tabuisieren", sagte er.



Der ZdK-Präsident hatte im Vorfeld betont, die katholische Kirche in Deutschland stehe nach dem Missbrauchsskandal an einer Weggabelung. "Wenn wir es jetzt nicht schaffen, die Krise zu einem neuen Aufbruch zu nutzen, wenn wir jetzt die aufgebrochenen Fragen und Erwartungen wieder zuschütten, wird der Auszug aus der Kirche umso stärker weiter gehen.