Weihbischof Jaschke über Loki Schmidt und seine Wünsche für den Witwer

"Hamburg ist aufgewühlt"

Der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat die verstorbene Loki Schmidt als «bescheidene, kompetente, authentische Frau» gewürdigt. Im domradio.de-Interview spricht Jaschke über seine Begegnungen mit Loki und seine Wünsche an Helmut Schmidt.

 (DR)

domradio.de: Herr Weihbischof, wie hat Sie gestern die Nachricht von Loki Schmidts Tod erreicht?

Weihbischof Jaschke: Wir waren ja darauf vorbereitet, weil sie sehr kränklich und vor kurzem noch einmal gefallen war und schwer zu Hause darniederlag. Aber es ist schon ein harter Schlag und es tut einem weh, wenn ein so lieber Mensch und eine so bedeutende Persönlichkeit auf einmal fehlt. Es ist kaum vorstellbar für uns in Hamburg aber auch in Deutschland, Helmut jetzt ohne seine Loki sehen zu müssen, sie waren wirklich das Paar, das unzertrennlich zusammengehörte.



domradio.de: Was haben Sie spontan gedacht?

Weihbischof Jaschke: Spontan habe ich gedacht, ach der arme Helmut Schmidt. Ich bin ein Christenmensch wie wir alle, und ich glaube, dass Loki in Gottes Gedächtnis für immer lebt, und dass ihr Leben in einer neuen Dimension fortdauert. Aber Helmut hat nun seine Loki nicht mehr, und das ist für ihn eine ganz bittere Erfahrung, denn die beiden haben sich so gut ausgetauscht. Alles, was er geschrieben hat, hat sie noch einmal gelesen, sie haben darüber gesprochen, trotz seiner Schwerhörigkeit. Sie konnte ihn immer ganz gut verstehen.



domradio.de: Wie hat Ihr Hamburger Umfeld auf die Nachricht reagiert?

Weihbischof Jaschke: Hamburg ist aufgewühlt, wenn man das so sagen darf. Wenn ein sehr alter Mensch stirbt, ist das keine Tragödie mehr, aber Loki Schmidt hat so viele Sympathien in Hamburg als eine einfache, bescheidene, kompetente, authentische Frau. Ja, so hat sie die Menschen fasziniert, sie hat nie etwas von sich gemacht, aber wo sie stand und wo sie redete, da hat man gesagt, ja, das ist echt, so ist eine vernünftige, kluge Hamburger Persönlichkeit gestaltet.



domradio.de: Wie haben Sie Loki Schmidt erlebt?

Weihbischof Jaschke: Ich hatte die letzten Jahre das Glück, auch immer mal wieder in ganz kleinem Kreis mit Helmut und Loki Schmidt zusammen zu sein. Wir haben Referate gehört und gehalten, diskutiert, auch miteinander gegessen und einen guten Schluck getrunken. Sie war die Dame des Hauses aber auch da unaufdringlich, vornehm und fein, sehr klug, offen für alle Fragen und Thematiken. Und wenn ein katholischer Bischof in einem solchen Kreis auftaucht, dann war das für die Protestantin erst einmal ungewöhnlich, aber sich hat mich herzlich gerne gehabt, hatte ich den Eindruck. Und sie hat an mir gespürt: Wenn Christenmenschen sich begegnen, dann sehen sie das Leben in einem größeren Kontext, in einer größeren Dimension



domradio.de: Loki Schmidt hat sich taufen lassen, als sie ihren Mann geheiratet hat, nach eigenen Angaben hat sie aber nie an Gott geglaubt.

Weihbischof Jaschke: Man soll jetzt nicht in Häme und Besserwisserei sich auslassen über jemanden, dessen Innenleben man zu wenig kennt. Noch einmal: Wie sie mir begegnet ist, und welchen Wert sie darauf legte, dass ich als Bischof in dieser Runde dabei war, das sagt vielleicht mehr aus als irgendein theoretisches Wort. Nur Gott weiß, wer wirklich glaubt, und der Glaube hat dann im Herzen Gestalt. Ich bin sicher, dass auch bei Loki diese Art von Glaube lebendig war.



domradio.de: War ihr Einsatz für die Natur und die Schöpfung auch gelebter Glaube?

Weihbischof Jaschke: Sicherlich, es ist Gottes Schöpfung, und wenn sie für die Bewahrung der Schöpfung eintrat, glaube ich schon, dass das ein Ausdruck ihrer Verbundenheit mit Gott, dem Schöpfer von allem war. Sie hat das ja nie aggressiv gemacht, sondern durch Wecken der Aufmerksamkeit für die schöne Natur, für besondere Blumen und Pflanzen. Sie hat zu Kindern gesprochen, das war so authentisch, man konnte ihr gar nicht widersprechen.



domradio.de: Was wünschen Sie dem Altkanzler jetzt, wo er nach 68 Jahren Ehe alleine ist?

Weihbischof Jaschke: Was soll man ihm wünschen? Er braucht sicherlich viel Zeit, um damit fertig zu werden. Nach einer so langen Zeit braucht auch der Abschied eine gute Zeit. Ich wünsche ihm Geduld mit sich selber und ich möchte ihm wünschen, dass seine Arbeits- und Schaffenskraft noch lange erhalten bleibt. Das ist auch ein Stück Ablenkung, seine Gedanken, Reden und Texte holen in heraus aus einem trüben Alltag, in dem er sonst versinken kann.



Das Interview führte Christian Schlegel.