Prälat Vogt verabschiedet sich aus dem Katholischen Büro NRW

"In vielfacher Weise miteinander verbandelt"

Zehn Jahre lang hat Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt das Katholische Büro NRW in der Landeshauptstadt Düsseldorf geleitet. Im domradio.de-Interview blickt er zurück und zieht vor seiner Verabschiedung eine Bilanz seiner Tätigkeit an der Schnittstelle von Kirche und Politik.

 (DR)

domradio.de: Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt im Jahr 2000 im Verhältnis zwischen Kirche und Politik in Nordrhein-Westfalen verändert?

Prälat Vogt: Im Grunde ist geblieben: Wir sind in vielfacher Weise miteinander verbandelt. Staat und Kirche haben jede Menge Abmachungen und Vereinbarungen und da gibt es Veränderungsbedarf, mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Darüber muss gesprochen werden. Und dann gibt es natürlich auch neue Initiativen der jeweiligen Regierungen, die uns als Kirche dann beschäftigen. Das ist in den 10 Jahren durchaus identisch geblieben.



domradio.de: Gab es in Ihrer Amtszeit Unterschiede in der Zusammenarbeit mit den im Landtag vertretenen Parteien, insbesondere der Linken, die ja nicht immer so gut auf die Kirche zu sprechen ist?

Vogt: Also mit den Linken, die ja erst seit wenigen Wochen im Landtag sind, haben wir noch keine Erfahrungen. Aber zumindest wird die Fraktionsvorsitzende Frau Beuermann heute Nachmittag bei dem offiziellen Festakt im Namen der Fraktion Die Linke ein Grußwort sprechen, also ein Signal von dieser Seite, denke ich, dass auch diese Politiker Kirche als Gesprächspartner nicht ausschließen.  



domradio.de: Welches Thema, das Sie in den vergangenen 10 Jahren mit der Politik besprochen haben, haben Sie am meisten bewegt?

Vogt: Das war ganz am Anfang: Da gab es die Schwierigkeit mit der Schwangerenberatung und der Schwangerenkonfliktberatung. Als das Land NRW, d.h. die damalige Regierung, beschlossen hatte, die finanzielle Unterstützung der kirchlichen Beratungsstellen aufzukündigen. Wir haben damals der Regierung gesagt: Das werden wir uns nicht bieten lassen. Wir werden den Klageweg einschlagen. Das ist dann über Verwaltungsgericht und Oberverwaltungsgericht bis zum Bundesgerichtshof gegangen und dort wurde festgestellt, dass das Land NRW verpflichtet ist, auch die Schwangerenberatung und nicht nur die Schwangerenkonfliktberatung finanziell zu unterstützen. Damals sind wir in diesem Urteilsspruch sehr viel günstiger herauskommen, als wir erwartet hatten: Das Gericht hat festgestellt, dass das Land 80% der Kosten aller anerkannten Anbieter übernehmen muss. Das war für mich ein durchaus wichtiger Punkt, dass uns das gelungen ist, dass das Land NRW hier einsehen musste, dass seine einseitige ich sage einmal: ideologische, Entscheidung juristisch nicht haltbar war.



domradio.de: Zwei aktuelle Themen geben Sie als scheidender Leiter des katholischen Büros in NRW an Ihren Nachfolger weiter: Das ist einmal die Novellierung des Kinderbildungsgesetzes, nach dem Zweijährige ab 2010 einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz haben sollen - und zum anderen die Entscheidung, ob die neue rot-grüne Regierung die Ganztagsschulen bald umsetzt. Inwiefern betrifft dies die katholische Kirche im Land?

Vogt: Da ist natürlich das KiBiz, das Kinderbildungsgesetz, ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben die Landesregierung frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass wir zwar dankbar dafür waren, dass der Trägeranteil der Kirchen abgesenkt wurde, dass aber auf der anderen Seite neue Kosten auf die Träger, d.h. vor allem die Bistümer, zugekommen sind, die durch das Gesetz schlecht bzw. überhaupt nicht abgedeckt sind. Deshalb haben wir, wie viele andere Träger auch, eine Evaluierung und eine deutliche Verbesserung gefordert. Das wurde von der Regierung Rüttgers bereits für 2011 zugesagt. Die neue Landesregierung sagt: Wir halten uns daran, wir wollen diese Evaluation machen und Verbesserungen vornehmen. Das ist ein Thema, das sicherlich noch einige Monate sehr aktuell sein wird. Das zweite ist die Frage der Schulpolitik, die sich durch die neue Regierung stellt. Die Bildungsministerin Frau Löhrmann hat angekündigt, dass bis 2015 30% der Schulen nach dem Modell dieser neuen Gemeinschaftsschule gestaltet werden. Das bedeutet allerdings, dass in der Struktur in NRW sich enorm viel ändern müsste, obwohl die Ministerin im Augenblick sagt, sie wollte das sehr "soft" und im Einvernehmen mit anderen machen. Wenn das aber am Ende so herauskommt, dann verändert das die Situation und das wird schon ein schwieriger Weg für die Ministerin, aber auch alle Beteiligten sein.



domradio.de: Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger, Monsignore Hülskamp?

Vogt: Ich wünsche ihm, dass weiter die Gesprächsbereitschaft auf Seiten der Regierung, der Parteien und auch der Ministerien fortbesteht, die ich in diesen gut 10 Jahren habe erfahren dürfen. Da war schon Bereitschaft zum Austausch in den Fragen, die für uns wichtig waren. Und auch die Bereitschaft, auf die Fragen Antworten zu finden. Sie sind nicht immer geglückt, aber häufiger, und genau das wünsche ich ihm, dass diese konstruktive Dialoghaltung weiter bestehen bleibt.