Kardinal Meisner lobt Rolle der Medien beim Thema Missbrauch

"Das hat uns zurecht getroffen"

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat die Berichterstattung über kirchliche Missbrauchsfälle gewürdigt. Er sei «dankbar, dass Medien viel zur Aufklärung beigetragen» hätten, sagte Meisner am Freitag in Köln. Allerdings habe es auch «Missbrauch mit dem Missbrauch» gegeben.

Medienempfang: Wenn der Kardinal einlädt, kommen die Pressevertreter gerne / © Boecker
Medienempfang: Wenn der Kardinal einlädt, kommen die Pressevertreter gerne / © Boecker

Insgesamt aber danke er den Journalisten für ihre Beiträge zum Thema Missbrauch, das die Kirche tief getroffen habe.  Meisner äußerte sich beim Medienempfang des Erzbistums Köln. Bei dieser Gelegenheit hat er sich auch gegen die Online-Beichte im Internet ausgesprochen. Man könne selbstverständlich nicht "online beichten", sagte Meisner. Zur Beichte gehöre das "persönliche Gegenüber von Angesicht zu Angesicht". Allerdings zeigten solche Themen die Richtung für eine "Seelsorge in der digitalen Welt" auf.



Meisner rief die Kirche dazu auf, "die neuen Technologien als Instrumente der Verkündigung anzusehen und zu nutzen". Das wesentlich Neue sei, dass das Internet in bisher nicht gekanntem Umfang die wechselseitige Kommunikation erlaube. Etwa die Hälfte der online verbrachten Zeit nutzten die Menschen nicht zur Information, sondern zur Kommunikation durch Mails, in Netzwerken oder Foren, so der Kardinal. Das Internet sei neben Zeitung, Radio und Fernsehen längst zum Alltagsmedium geworden, betonte der Erzbischof. In der Gruppe der 14- bis 19-Jährigen nutze mittlerweile fast jeder das digitale Netz.



Weder Beeinflussung noch Indoktrination

Seiner Auffassung nach muss es für kirchliche Anbieter zunächst darum gehen, "ein grundlegendes Informationsbedürfnis über Glauben und Kirche zu stillen". Trotz vielfältiger und guter Ansätze sei der Bedarf noch gewachsen. Auch unter Katholiken sei religiöses Wissen keine Selbstverständlichkeit mehr, beklagte Meisner. Er appellierte an Christen, sich am digitalen Austausch zu beteiligen und Farbe zu bekennen. Dabei gehe es "weder um Beeinflussung noch um Indoktrination".



Alexander Görlach, Herausgeber des Internetmagazins "The European", betonte, das Internet habe einen "Epochewandel" ausgelöst wie seinerzeit der Buchdruck. Es sei Sache der Religion, diesen Wandel zu begleiten. Beim Gestalten neuer Wirklichkeiten sei die "Kirche als Kulturträger immer gefragt", so Gerlach. Er warnte "technische Dienstleister" davor, ihre Rolle zu überschätzen; wer heute mit technischen Mitteln Pin-up-Girls auf Seiten blockiere, entferne vielleicht morgen religiöse Inhalte. Dagegen müssten Nutzer und Kunden Stellung beziehen.