Der erste "Kirchentag Mensch und Tier"

Beten und bellen

Beim "1. Kirchentag Mensch und Tier" bis Sonntag in Dortmund sollen Themen wei Massentierhaltung und Tierversuche zur Sprache kommen - aber längst nicht nur. Zu dem bunten Treffen unter dem Motto "Gesegnet sind Mensch und Tier!" werden rund 5.000 Teilnehmer erwartet.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Ob Ochs und Esel an der Krippe, Jonas und der Wal oder gleich eine ganze Arche voller Viehzeug: Tiere haben einen wichtigen Platz in der Bibel. Umso unverständlicher, dass sich die vermeintliche Krone der Schöpfung ihnen gegenüber mitunter bestialisch verhält.  

Organisiert wird das Treffen von der ökumenischen "Aktion Kirche und Tiere e.V." (AKUT). Ganz nach dem Vorbild klassischer Kirchen- und Katholikentage sind rund 50 Vorträge, Foren, Konzerte, Ausstellungen, Gottesdienste, Bibelarbeiten und Workshops, ein "Markt der Möglichkeiten" und der große Abschlussgottesdienst am Sonntag im Fredenbaumpark geplant, berichtet der Hamburger Pfarrer Holger Janke, Vorstandsmitglied von AKUT. Der überkonfessionelle Verein wurde 1988 gegründet und zählt bundesweit rund 320 Mitglieder.

Alle Konfessionen und Tiere willkommen
Beim Kirchentag werden nicht nur Christen, sondern auch Juden, Muslime und Anhänger fernöstlicher Religionen erwartet. Auftreten werden unter anderen der Journalist Franz Alt, die Tierschützer Maja Prinzessin von Hohenzollern und Michael Aufhauser, Tierrechtler und Philosoph Helmut Kaplan, der evangelische Theologe Klaus-Peter Jörns, der Leiter des Ende 2009 in Münster gegründeten "Instituts für Theologische Zoologie", der katholische Theologe Rainer Hagencord, sowie der suspendierte Theologe Eugen Drewermann.

Angekündigt haben sich auch Politiker aller Parteien. Die Schauspielerin und Politikerin Barbara Rütting hingegen hat wieder abgesagt, weil ihr die Ausrichtung des Kirchentags nicht radikal genug gewesen sei, bedauert Janke. "Wir sehen uns irgendwo in der Mitte zwischen Tierschützern und Tierrechtlern, die ja sogar die Abschaffung von Zoos fordern", erklärt der evangelische Pfarrer. Dass Tiergottesdienste mit Segnungen für Hund und Hamster, Katze und Kanarienvogel immer beliebter werden, sei bundesweite Erfahrung der AKUT-Mitglieder.

Steigendes Interesse für den Tierschutz
Daraus folgert der Verein ein generell steigendes Interesse für den Tierschutz. Für die Kirche fungiere AKUT letztlich als eine Art Feigenblatt, denn nur unzureichend seien die amtskirchlichen Bemühungen zum Thema Tierschutz, meint Janke. Beim Dortmunder Kirchentag soll nun eine Erklärung gegen jede Form der Massentierhaltung verabschiedet werden. "Für mich ist die Schlüsselstelle in der Bibel die Geschichte von Daniel in der Löwengrube", sagt der Theologe. "Gott teilt den Löwen etwas mit, und sie sind in der Lage, ihn zu verstehen. Wie können wir als Menschen uns da derart über sie erheben?"

Auch fernab theologischer Argumente gehe Tierschutz alle an, ist Janke überzeugt. So würde die Abschaffung der Massentierhaltung den Hunger in der Welt bekämpfen und zum Klimaschutz beitragen, sagt der Pfarrer. Die Energie, die in die Produktion eines Steaks gesteckt werde, reiche für das Vielfache an anderen Nahrungsmitteln. Wer nicht auf Fleisch verzichten wolle, solle zumindest Bio-Qualität kaufen, rät Janke. "Dann weiß ich wenigstens, dass das Tier vor seinem Tod auch ein Leben gehabt hat, und nicht nur Folter."

"Artgerechte Haltung" erwünscht
Beim "1. Kirchentag Mensch und Tier" sind ausdrücklich lebende Tiere willkommen, unterstreicht Janke und rechnet vor allem mit Hunden. Damit Vierbeiner wie Zweibeiner etwas von den Veranstaltungen haben, gebe es ein paar einfache Verhaltensregeln. Die "artgerechte Haltung" der Teilnehmer sei das Sitzen, selbst bei den Gottesdiensten, da ständiges Aufstehen die Tiere unruhig mache. Aus dem gleichen Grund muss das Publikum auf Applaus verzichten.

Stattdessen, sagt Holger Janke, darf der Mensch begeistert winken. Als Antwort wird sein Hund dann vielleicht fröhlich mit dem Schwanz wedeln.